Whiskyfässer.com Interview
Whiskyfässer.com

Nils Greese über handgefertigte Möbel und Accessoires aus alten Whiskyfässern

Was passiert eigentlich mit ausgedienten Whiskyfässern? Zum Wegschmeißen sind sie doch viel zu schade. Genau, daher ist „Upcycling“ das Stichwort. So auch in der Tischlerei Greese aus Laage in Mecklenburg-Vorpommern. Tischlermeister Nils Greese führt das Familienunternehmen in der 3. Generation. Aufgrund seiner Begeisterung und Liebe zu Schottland und schottischem Whisky findet man im Angebot der Tischlerei nicht nur Haustüren, Fenster, Treppen, Möbel und Fußböden, sondern auch Whiskyfässer. Aus den Fässern werden Barschränke, Tische oder Regale, aus den Fassdauben entstehen Kugelschreiber, Manschettenknöpfe, Brieföffner und Ringe. Sogar einen Whisky-Rollstuhl für ein Museum hat man schon gebaut. Mittlerweile beschäftigt sich das Team von Whiskyfässer.com mehr mit Fässern und Fassdeckeln als mit Fenstern und Türen. Und die Arbeit mit den Whiskyfässern soll noch weiter ausgebaut werden.

about-drinks sprach im Interview mit Nils Greese, Tischlermeister und Geschäftsführer, über die Idee, seine Beziehung zu Schottland sowie die Produkte und Pläne für die Zukunft.

Sie betreiben die Tischlerei Greese in 3. Familiengeneration. Erzählen Sie von Ihrem Werdegang und dem Betrieb!

Nils Greese: Meine Eltern beschlossen in meiner Jugend, dass ich Tischler werde sollte. Somit lernte ich bei meinem Vater diesen spannenden Beruf und ging nach der politischen Wende nach Hamburg. Dort arbeitete ich in mehreren Tischlereien, machte meinen Zivildienst und den Tischlermeister und arbeitete ab 1996 wieder mit meinem Vater zusammen.

Ich wuchs immer mehr in die Firma und in die Abläufe und übernahm 2002 schließlich die Tischlerei Greese in 3. Generation. Meine drei Mitarbeiter und ich realisieren dabei immer wieder allerlei spannende Projekte. Unser Aufgabenbereich umfasst Haustüren, Fenster, Treppen, Möbel und Fußböden – und vor allem Whiskyfässer.

Wie kam es dazu, Whiskyfässer ins Angebot aufzunehmen?

Nils Greese: Durch den Fußball kam ich 1996 zum ersten Mal nach Schottland und fahre seit 2001 dauerhaft dort hin. Meine Begeisterung für Schottland, den Verein Celtic Glasgow, schottischen Whisky und die schottische Feierkultur wuchs stetig.

Whisky lagert in Fässern aus Eichenholz und mit Holz habe ich täglich zu tun. Was lag da näher als sich mit schottischen Whiskyfässern auch beruflich zu befassen?! 2001 sah ich auf dem Flughafen in Amsterdam, vor einem Whiskyshop, ein umgebautes Whiskyfass und sagte mir: „Das kannst Du auch.“ Und los ging es: Die ersten Fässer habe ich bei bei eBay gekauft, umgebaut und an Freunde verkauft.

Gab es einen bestimmten Whisky, der ausschlaggebend war?

Nils Greese: Mein Vater schenkte mir 1997 eine Flasche Macallan Single Malt. Damit wuchs das Interesse und nachdem ich 2000 in Schottland in den Brennereien von Glengoyne und Auchentoshan war, nahm das Schicksal seinen Lauf.

Wie ist mittlerweile die Aufteilung zwischen „klassischem“ Tischlerhandwerk und den Whiskyfässer?

Nils Greese: Ich habe vor einigen Tagen ein fünf Jahre altes Interview von mir gelesen. In dem Gespräch erwähnte ich, dass der Anteil der Whiskyfässer zu der Zeit 20% betrug und ich dies in einigen Jahren auf 50% steigern möchte.

Nun ist dies auch schon wieder Geschichte und wir befassen uns mittlerweile mehr mit Whiskyfässern und Fassdeckeln als mit Fenstern und Türen. Wir wollen die spannende Arbeit mit den Whiskyfässern immer weiter ausbauen.

Woher beziehen Sie die Fässer? Gibt es feste Partner?

Nils Greese: Der Nachschub an authentischem Material aus Schottland ist mehr als schwierig, da die Brennereien selber keine ausgedienten Fässer haben. Die Abfüllung der Fässer passiert meist in Glasgow o.ä. Städten. Somit fallen fast alle Brennereien außer Bruichladdich oder Springbank weg. Diese Brennereien haben eigene Abfüllanlagen und von denen haben wir auch schon Fässer bekommen.

Wir haben dann noch zwei, drei andere Lieferanten, aber darüber möchte ich lieber schweigen. Mit den Schotten Geschäfte zu machen, war schon ohne Covid 19 und Brexit schwierig, aber seit einem Jahr ist es eine Katastrophe. Gut, dass wir schon vorher gute Kontakte nach Schottland hatten, das macht sich nun in Krisenzeiten bezahlt.

Welche Produkte sind bei Ihnen im Angebot?

Nils Greese: Unser Hauptaugenmerk liegt auf schottischen Whiskyfässern und deren Fassdeckeln. Daraus bauen wir Barschränke, Tische, Regale und allerlei weitere interessanten Dinge für Whisky-Liebhaber. Aus nicht benutzten Dauben bieten wir Kugelschreiber, Manschettenknöpfe, Brieföffner und Ringe an.

Des Weiteren bauen wir Gläserständer und Regale und wir haben auch einzelne Dauben aus Ex-Bourbon- und Ex-Sherryfässern für den Heimwerker im Angebot.

An welche Zielgruppe richten Sie sich mit den Produkten?

Nils Greese: Als unsere Zielgruppe sehe ich natürlich die Liebhaber von schottischem oder festlandeuropäischem Whisky in Deutschland und allen benachbarten Länder wie Dänemark, Polen, Benelux und Frankreich sowie in Italien, Österreich und der Schweiz. In all diese Länder exportieren wir, wobei der französische Markt neben dem deutschen der spannendste ist.

Jeder, der sich hin und wieder einen guten Whisky gönnt, wird in unserem Onlineshop etwas finden. Wenn man zudem bedenkt, dass ein einmaliger Originaldeckel von Glendronach ca. 250 Euro kostet und eine Single-Cask-Abfüllung mehrere hundert Euro, spielt dabei der Preis sogar eine untergeordnete Rolle. Zumal es von den Single-Cask-Abfüllungen auch mehre hundert Flaschen gibt.

Was war das bisher spannendste oder außergewöhnlichste, das Sie gemacht habt?

Nils Greese: Spannend waren ein Briefkasten aus einem Bushmills Fass und ein Rollstuhl für ein Whiskymuseum in Schleswig-Holstein. Extrem spannend ist unser Couchtisch Highland, der aus einem ganzen Whiskyfass hergestellt wird.

Die Idee kam von einem Kunden und die Umsetzung von uns. Wir setzen sehr gerne Sonderwünsche von unseren Kunden um. Prototypen zu bauen, ist sehr spannend.

Mit Whiskyfässern kennen Sie sich bestens aus. Gibt es eine Überlegung, das Ganze auszuweiten? Zum Beispiel andere Fässer oder vielleicht sogar einen eigenen Whisky?

Nils Greese: Mittlerweile macht ja gefühlt schon jeder in Deutschland seinen eigenen Whisky. Ob gut oder schlecht, wird der Markt zeigen. Es gibt da dieses Sprichwort: „Schuster, bleib’ bei Deinen Leisten“. Daran halten wir uns.

Unsere Leidenschaft ist die Arbeit mit Holz und das soll auch so bleiben. Zudem liebe ich Schottland und dessen Whisky und daher schließe ich andere Fässer, wie z.B. Weinfässer, aus.

Was steht im Jahr 2022 bei Whiskyfässer.com an?

Nils Greese: Unser Anspruch ist, dass wir alle unsere potenziellen Kunden bedienen können, und unser Ziel ist es, aus allen Brennereien etwas anbieten zu können. Seien es Whiskyfässer oder Fassdeckel. Zudem wollen wir auch aus jedem Jahr etwas anbieten können. Beginnend im Jahr 1970 und bis heute.

Momentan sieht es so aus, dass wir an die 90 verschiedene Brennereien im Angebot haben, immer mal wieder haben oder demnächst rein bekommen. Wir wollen 2022 unser Angebot ausbauen, noch mehr Messen besuchen, unseren Markt erweitern und langsam, aber stetig weiter wachsen.

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+++ Wir bedanken uns bei Nils Greese für das offene und sehr interessante Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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