HELMUT Interview
Interview

Wermut. Handgefertigt. – Nils Liedmann und Markus Weiß über HELMUT

„Wie konnte das nur passieren?! Das fragen wir uns auch manchmal.“ lautet die sympathische Einleitung, wenn Markus Weiß und Nils Liedmann erklären, wie HELMUT entstanden ist. „Schuld“ ist demnach Markus, der Wermut in seiner Zeit in Barcelona kennen und lieben gelernt hat. Nach einer ersten Idee, die dann 2011 aber wieder in der Schublade verschwand, war es 2017 soweit: Die beiden ehemalige Kollegen und Freunde gründeten HELMUT Wermut in Hamburg und betreiben seitdem ihre „Zwei-Mann-Wermut-Manufaktur“ mit mittlerweile vier Produkten.

Im Interview haben wir über diese Produkte, deren Herstellung sowie die Marke mit Markus Weiß und Nils Liedmann gesprochen. Zudem verraten sie, warum HEMLUT auf eine neue Flasche umstellen musste.

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Welche Aufgabe haben Sie bei HELMUT Wermut?

Markus Weiß: Moin! Ich bin Markus, einer der beiden Gründer von HELMUT Wermut. Gemeinsam mit meinem Kompagnon Nils kümmern wir uns bei HELMUT eigentlich beide um alles. Von der Produktion über Vertrieb, Marketing, Buchhaltung und was sonst noch so anfällt. Zum Beispiel auch Interviewfragen beantworten.

Michael Weiß (l.) und Nils Liedmann, die Gründer von HELMUT.

Seit wann gibt es HELMUT Wermut, und wie entstand die Idee dazu?

Markus Weiß: Ich hatte das Glück, in meinem alten Job einige Zeit beruflich in Barcelona zu verbringen. Da ist Wermut einfach ein Riesen-Thema und gehört fest zur Genuss- und Trinkkultur. Zurück in Deutschland fehlte mir dann einfach etwas. Obwohl wir hier extrem gute Weine haben, gab es zu dieser Zeit keinen vernünftigen deutschen Wermut. Das war 2011.

Naja und wie es dann so ist, verschwindet die Idee erstmal wieder in der „Ideen, die ich gerne mal machen würde“-Schublade. Erst 2016 habe ich dann angefangen, erste Rezepturen zu entwickeln Der erste Helmut war dann Ende 2017 auf dem Markt . Zu der Zeit ist dann auch Nils mit an Bord gekommen und seitdem sind wir quasi eine Zwei-Mann-Wermut-Manufaktur.

Wie sieht der deutsche Wermut-Markt aktuell aus? Wo geht Ihrer Meinung nach die Reise in den nächsten Jahren hin?

Markus Weiß: Man hört zwar immer wieder „Wermut ist der neue Gin“, aber realistisch betrachtet bleibt Wermut natürlich ein Nischenprodukt. Nichtsdestotrotz merken wir seit zwei Jahren, dass Wermut auch hier in Deutschland etwas stärker in den Fokus rückt. Das ist natürlich auch dem Low-ABV-Trend zu verdanken, d.h. die Leute trinken bewusster und weniger hochprozentige Spirituosen. Trotzdem ist vor allem die Aperitifkultur hierzulande noch … na sagen wir mal „ausbaufähig“ (lacht). Hinzu kommt, dass Wermut in Deutschland lange einen schlechten Ruf hatte.

Ältere Generationen erinnern sich noch an den sogenannten „Pennerwein“ von früher und sind erstmal skeptisch. Gerade auf Messen merken wir immer wieder, dass Wermut einfach noch ein sehr erklärungsbedürftiges Produkt ist. Die wenigsten wissen etwas über Herstellung, Qualitätsunterschiede oder Verwendungsanlässe. Da braucht es noch Aufklärungsarbeit. Wir freuen uns aber, dass immer mehr neue Hersteller an den Markt gehen. Das stärkt die Kategorie und wird auch in den nächsten Jahren für mehr Bekanntheit und damit auch Wachstum sorgen. Ob daraus dann ein richtiger Wermut-Hype wird … wir hätten jedenfalls nichts dagegen.

Wodurch hebt Ihr HELMUT sich von anderen Wermut-Kreationen ab?

Nils Liedmann: Wir legen bei HELMUT großen Wert auf die Weinqualität und achten sehr darauf, dass die Aromatik und der Charakter des Weins erhalten bleiben. Oft wird beim Wermut der Wein bis zu Unkenntlichkeit überwürzt oder schlichtweg zu stark gesüßt. Wir hingegen stimmen jede Kräutertinktur sehr harmonisch auf den Wein ab.

Dabei setzten wir je Sorte 25 verschiedene Zutaten ein. Diese werden für sechs bis acht Wochen in Alkohol mazeriert. Das sorgt für einen sehr intensiven und komplexen Geschmack. Natürlich alles ohne künstliche Aromen oder Zusatzstoffe.

Als Neuzugang bieten Sie jetzt einen Barrel Aged HELMUT. Wie ist er entstanden und wie schmeckt er?

Nils Liedmann: Überragend (lacht). Nein, im Ernst: Wir waren wirklich selbst überrascht, wie groß der Unterschied in der Aromatik nach der Fasslagerung ist. Das ist schließlich das erste Mal für uns, dass wir so etwas ausprobiert haben. Unser Barrel Aged basiert auf unserem roten HELMUT. Und durch die Lagerung in ehemaligen Bourbon-Fässern erreichen wir schokoladige, holzige Noten und leichte Röstaromen.

Insgesamt ist das Geschmacksbild noch mal deutlich runder und vollmundiger. Vielleicht kann man sich das ungefähr so vorstellen: Während unser roter HELMUT sonst eher der charismatische Typ mit Ecken und Kanten ist, kommt unser Barrel Aged sehr viel reifer und feinsinniger daher. Quasi HELMUT der Rote in schicker Abendgarderobe.

Welche Produkte gibt es sonst noch?

Nils Liedmann: Insgesamt haben wir vier verschiedene Sorten: Weiß, Rot, Rosé und eben unseren neuen Barrel Aged. Jede Sorte basiert auf einem anderen Wein und wird mit einer speziell darauf abgestimmten Kräutertinktur hergestellt. HELMUT der Weiße wird zum Beispiel mit Orangen- und Akazienblüten, Lavendel, Vanille und weiteren floralen Zutaten gewürzt. Dadurch schmeckt er sehr leicht, frisch und hat nur wenig Bitternoten.

Für HELMUT der Rote hingegen verwenden wir kräftige Früchte und Gewürze wie Himbeeren, Brombeeren, Kirschen und Rosmarin. HELMUT der Rosé ist halbtrocken und eher etwas exotisch mit Paprikaflocken und Physalis. So unterscheidet sich jeder HELMUT deutlich im Geschmack und auch in der Süße und den Bitterstoffen.

Wo werden die Produkte hergestellt?

Markus Weiß: Alle Weine für HELMUT kommen vom Weingut Bergdolt-Reif und Nett aus der Pfalz. Und dort in der Nähe lassen wir ihn auch abfüllen. Aus diesem Grund hat sich auch unsere Produktion inzwischen aus kleinen Hamburger Küchen immer mehr dorthin verlagert. Alle Zutaten bereiten wir hier in Hamburg vor und fahren anschließend zur Produktion in die Pfalz. Dort wird dann zunächst alles eingelegt und nach der Mazeration gefiltert.

Danach „verheiraten“ wir den Wein und die Tinkturen. Dann noch ein wenig Feinjustieren und HELMUT kommt in die Flasche. Auch nach fünf Jahren haben wir bei der Produktion tatsächlich noch alles selbst in der Hand. Das ist zwar oft anstrengend, aber am Ende auch das, was am meisten Spaß macht.

Beim Flaschendesign gibt es ebenfalls Neuigkeiten, die auch mit der angespannten Weltlage zu tun haben …

Nils Liedmann: Ja, leider musste die Glashütte, die unser Flaschenmodell bisher gefertigt hat, aufgrund des Krieges in der Ukraine den Betrieb gänzlich einstellen. Wir sind sehr froh, dass wir nach langer Suche eine neue Flasche gefunden haben, die perfekt zu unserem Produkt passt. Vor allem, weil für uns neben der Qualität auch das Design eine große Rolle spielt.

Mit dem neuen Flaschentyp sind wir zudem von einem Griffkorken zu einem GPI Schraubverschluss gewechselt. Das sorgt für mehr Auslaufsicherheit beim Versand und ist auch im Barbetrieb besser zu handhaben. Die neue HELMUT Buddel wird in Europa gefertigt und ersetzt seit Ende 2022 nach und nach unsere alte Flasche.

Wo kann man überall in den Genuss von HELMUT kommen?

Markus Weiß: Unser Fokus liegt derzeit auf Feinkostgeschäften, Concept Stores und dem Spirituosen- und Weinfachhandel. Zum Beispiel Alsterhaus, FrischeParadies oder Manufactum. Natürlich findet sich hier und dort auch mal ein HELMUT im gut sortierten Lebensmitteleinzelhandel – aber in der Regel sind es eher kleinere, spezialisierte Händler die uns verkaufen.

Inzwischen hat unser HELMUT zudem viele Freunde unter Gastronomen und Bartendern gefunden. Zum Beispiel als besonderer Aperitif, Menübegleitung oder eben in klassischen Cocktails. Wer HELMUT bei sich in der Nähe sucht, der kann am besten mal einen Blick in den Store Locator auf unserer Website werfen. Oder einfach in unserem Onlineshop bestellen.

Was sind Ihre Pläne für das Jahr 2023?

Markus Weiß: 2023 werden wir versuchen, HELMUT auch international ein wenig bekannter zu machen. Und an Ideen für neue Produkte mangelt es bei uns erfahrungsgemäß nie. Nur manchmal an der Zeit, sich darum zu kümmern. Am Ende soll es ja auch zu uns, unserem Portfolio und zu unserer Marke passen. Lassen wir uns mal überraschen.

Drink-Tipp zum Schluss: Was ist Ihr persönlicher Lieblingscocktail mit HELMUT Wermut?

Nils Liedmann: Puh, da gibt es so einige. Vor Kurzem hab ich den Martinez wieder für mich entdeckt. Das ist ein Twist vom klassischen Martini. Also dem Bond Cocktail. Nur, dass man hierfür 2/3 Wermut und 1/3 Gin mixt. Das heißt der Wermut spielt die Hauptrolle. Ich nehme 6 cl HELMUT der Rosé und 3 cl Gin. Das Ganze auf Eis gerührt und dann mit einer Olive im Martini-Glas serviert. Perfekt.

Markus Weiß: Um ehrlich zu sein, trinke ich unseren HELMUT natürlich am liebsten pur. Oder den Roten gespritzt mit etwas Ginger Ale. Mit ein wenig Minze ergibt das einen tollen, leichten und fruchtigen Longdrink. Aber wenn es mal ein Cocktail sein soll, dann der klassische Negroni. Damit macht man nie etwas verkehrt.

HELMUT Wermut | Website | Instagram | Facebook

+++ Wir bedanken uns bei Markus Weiß und Nils Liedmann für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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