St. Kilian Interview Teaser
Im Gespräch

St. Kilian: Gründer Andreas Thümmler über die größte Whisky-Destillerie Deutschlands

Im 7. Jahrhundert waren es drei Mönchen aus Irland, die in das Frankenland kamen, um die Menschen zu christianisieren. Im Gepäck hatten sie das „Aqua Vitae“ – das Wasser des Lebens. Kilian und seine Brüder durften die Produktion des Gerstenbrandes auf Geheiß des Königs in Würzburg etablieren. Auf ihrer Reise kamen sie auch nach Rüdenau, dem heutigen Standort der St. Kilian Destillerie. Diese gründeten drei Männer, denen das „Aqua Vitae“ ebenfalls sehr am Herzen liegt, im Jahr 2012. Andreas Thümmler, David F. Hynes und Mario Rudolf produzieren seitdem Whisky nach schottischem Vorbild auf Pot Stills und haben die Brennerei in kurzer Zeit zur größten Whisky-Destillerie Deutschlands gemacht. Neben diversen „Distillery Only“- und Sonderabfüllungen kreierten sie bisher neun Signature Editions und launchten die äußerst erfolgreichen Bud Spencer und Terence Hill Abfüllungen.

about-drinks sprach mit Andreas Thümmler, Gründer und Geschäftsführer der St. Kilian Distillers GmbH, im Interview. Er erzählt von der Entstehung der Brennerei, den Produkten, aktuellen Kooperationen und dem Stellenwert von deutschem Whisky.

„Aqua Vitae“, drei Mönche und das 7. Jahrhundert. Was hat es mit St. Kilian auf sich?

Andreas Thümmler: Im 7. Jahrhundert reisten die Mönche Kilian, Kolonat und Totnan auf Geheiß des Papstes in das Frankenland, um dort die hartnäckigen Heiden zu christianisieren. Alle vorherigen Versuche waren gescheitert. Ihre Vorgänger landeten allesamt auf dem Scheiterhaufen. Im Gepäck hatten sie aber erstmals das „Aqua Vitae“ – das Wasser des Lebens – sowie eine kleine Kupferbrennblase zu dessen Herstellung. Dem König Gosbert und seiner Königin Gailana am Hofe zu Würzburg überreichten sie ihren Gerstenbrand als Geschenk und berichteten von dessen heilsamer Wirkung auf Körper und Geist.

Der König und seine Königin und alle Vasallen im Hofstaat waren sofort begeistert. Kilian und seine Brüder durften die Produktion des „Aqua Vitae“ in Würzburg etablieren und den Trank dafür nutzen, die heidnischen Bürger vom Christentum zu überzeugen. Hohe, aber auch einfache Leute schätzten diese neue Medizin zur äußerlichen aber vor allem auch zur innerlichen Anwendung.

Nach vier Jahren Bauzeit floss im Jahr 2016 der erste Spirit of St. Kilian aus den beiden 6.000 Liter Kupferbrennblasen.

Und wie ist der St. Kilian Whisky in Rüdenau entstanden?

Andreas Thümmler: Vor einigen Jahren fanden sich wieder drei Männer auf einer Mission zusammen, denen das „Aqua Vitae“ sehr am Herzen lag. Durch Reifung in Fässern wurde die Kunst der Whisky-Herstellung in Deutschland bis dato von Schnapsbrennern auf einheimischen Brennblasen vorangetrieben. Es braucht aber kupferne Pot Stills und Wash Backs aus edlen Hölzern, um einen komplexen Single Malt Whisky im Originalverfahren aus dem heutigen Schottland und Irland herzustellen.

Zusammen mit David F. Hynes, der irischen Whisky-Legende aus Dublin, hatte ich im Jahr 2012 die Idee und den Plan, die größte Whisky-Destillerie Deutschlands hier in Rüdenau zu etablieren. Hinzu stieß der Braumeister und heutige Master Distiller Mario Rudolf aus Amorbach. Gemeinsam setzten wir den Plan um: Nach vier Jahren Bauzeit floss im Jahr 2016 der erste Spirit of St. Kilian aus den beiden 6.000 Liter Kupferbrennblasen, welche von der schottischen Firma Forsyths, der größten Kupferschmiede der Welt, gefertigt wurden.

Welche Beziehung hatten Sie zuvor zu Whisky?

Andreas Thümmler: Zu Studentenzeiten hatte mich ein Freund zum Abendessen eingeladen. Im Anschluss daran gab es auch Whisky, den Lagavulin 16. Mich hat der Geschmack direkt überzeugt und so begann meine Whiskyleidenschaft.

Während einer Irlandreise mit Freunden gelang es mir nach einiger Überzeugungsarbeit, ein Fass Kilbeggan zu kaufen. So lernte ich die Master-Distiller-Legende David F. Hynes kennen.

Wie ist die Idee zur eigenen Destillerie daraufhin entstanden? Wie haben Sie diese dann umgesetzt?

Andreas Thümmler: Am Ortseingang von Rüdenau stand eine Kleiderfabrik, welche im Jahre 2008 leider Insolvenz anmelden musste und fortan leer stand. Als ein Investor auf diesem Gelände einen Recyclinghof errichten wollte, habe ich das Grundstück und die Gebäude erworben.

Während der InterWhisky 2011 kam es zu einem Wiedersehen mit David F. Hynes. Ich habe mich bei seiner Masterclass eingetragen und ihn danach zu einem Whiskyabend nach Rüdenau eingeladen. Bei der Fahrt in den Ort hat sich David nach Schottland versetzt gefühlt und die alte Kleiderfabrik erinnerte ihn an eine Whiskydestillerie.

Nach einigen Whiskys am Lagerfeuer unseres Whisky Clubs (es müssen an die 25 gewesen sein) planten wir den Bau der größten Whiskydestillerie Deutschlands. Ich gab David bei der Entwicklung und beim Bau all die Freiheiten, die er in einem Konzern so nie bekommen hätte.

Vor St. Kilian war Andreas Thümmler Investment Banker und Technology Venture Capitalist und hat einige innovative Unternehmen aufgebaut und finanziert.

Ist St. Kilian ist mittlerweile „Deutschlands größte Whisky-Destillerie“?

Andreas Thümmler: Wir produzieren nach schottischem Vorbild in zwei von Forsyths handgearbeiteten 6.000 Liter Kupferbrennblasen, den größten im Land. Unser Produktionsvolumen betrug 2021 ca. 300.000 l. Damit sind wir mit Abstand die größte Single Malt Destillerie in Deutschland und wohl auch in Kontinentaleuropa. Weitere Produktionssteigerungen sind geplant.

Deutscher Whisky – vor einigen Jahren noch undenkbar, aber mittlerweile im Markt angekommen. Welche Rolle spielt er?

Andreas Thümmler: Deutscher Whisky gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bisher war der Markt von klassischen Schnapsbrennern geprägt. Wir sind wohl die ersten, die den Whisky authentisch wie in Schottland herstellen. Die Japaner haben es ja vorgemacht. Die Zukunft für Whisky made in Germany wird noch sehr spannend werden.

Der „First Kilian“ war der erste Whisky, der abgefüllt wurde. Seitdem setzen Sie auf Small Batch Signature Editions. Was bedeutet das?

Andreas Thümmler: Wir sind sehr experimentierfreudig. Mario, unser Master Distiller, arbeitet mit verschiedenen Malz- und Hefesorten sowie einer Vielzahl von unterschiedlichen Fassarten. Aktuell haben wir 284 verschiedene Fassarten im Einsatz, auch das dürfte ziemlich einzigartig sein.

Um die Fans an dieser Vielfalt teilhaben zu lassen, bringen wir regelmäßig limitierte Editionen aus unserer Signature Serie. Jede der bisher neun Auflagen unterscheidet sich in ihrer Fasszusammensetzung.

Welche Produkte gab es in der Vergangenheit? Welche Produkte umfasst das Portfolio aktuell?

Andreas Thümmler: Neben diversen „Distillery Only“- und Sonderabfüllungen kreierten wir bisher neun Signature Editions, von welchem aktuell bei uns nur noch „EIGHT“ und „NINE“ verfügbar sind. Bereits ausverkaufte Editionen erfreuen sich auf dem Zweitmarkt größter Beliebtheit. Einmal im Jahr bringen wir, zu Ehren von unserem Namensgeber, dem heiligen Kilian, die Kiliani-Edition heraus.

Neben den äußerst erfolgreichen Bud Spencer und Terence Hill Abfüllungen, welche ideale Einstiegswhiskys darstellen, haben wir vor kurzem auch eine Serie für die Liebhaber getorfter Whiskys kreiert: Die erste St. Kilian Heavy Metal Edition in Zusammenarbeit mit der deutschen Band Grave Digger. Einmal als streng limitierte Sonderabfüllung Turf Metal Beast mit 91 ppm, gereift in 30 Liter Ex-Portwein- und -Sherry-Oloroso-Fässern und als limitierte Tunes of War Edition mit 54 ppm, gereift in 225 Liter Ex-Rotweinfässern.

Nach den „Bud Spencer“-Whiskys haben Sie vor Kurzem eine Lizenzkooperation zur Marke „Terence Hill“ abgeschlossen. Wie kam es zu diesen Kooperationen?

Andreas Thümmler: Der Lizenzgeber, Bavaria Sonor Licensing (BSL), war auf der Suche nach einem Whisky für die Marke Bud Spencer. Maßgabe war es, einen Whisky zu kreieren, der zu der Filmfigur passt. Da wir bei St. Kilian leidenschaftliche Bud Spencer Fans sind, haben wir der Anfrage zugesagt und einen entsprechenden Whisky mit Einflüssen von italienischen Amarone-Fässern auf den Markt gebracht.

Vom Erfolg dessen waren wir mehr als überrascht und mussten einige Wochen später schon einen weiteren Batch ausmischen. Als uns klar wurde, dass auch diese Abfüllungen schnell ausverkauft sein wird, haben wir, gemeinsam mit unserem Mentor, der irischen Master-Distiller-Legende David F. Hynes, einen Blended Whisky kreiert. Nach dem Aufbau von St. Kilian hat David eine weitere Destillerie geplant und verwirklicht: Die Great Northern Distillery im irischen Dundalk. Für uns der ideale Partner.

Nach dem großen Erfolg mit Bud Spencer kamen immer mehr Anfragen, wann wir das passende Gegenstück bringen: Terence Hill.

Beschreiben Sie die neuen „Terence Hill – The Hero“-Produkte.

Andreas Thümmler: Bud Spencer ohne Terence Hill war für viele Fans und auch für uns kaum vorstellbar. Nach langen Gesprächen konnten wir die Partnerschaft auf den Weg bringen. Auch hier haben wir auf die Kooperation mit der Great Northern Distillery gebaut. Die überwiegende Aromatik des St. Kilian Mixes im Terence Hill (mild wie rauchig) kommt aus Rum-Melasse- und Rhum-Agricole-Fässern sowie Virgin Oak AWE. Beim milden Terence Hill kommt noch ein Anteil Sherry PX / Oloroso hinzu. Unser Ziel war es den Terence Hill Whisky sanfter und süßer anzulegen als den Bud Spencer Whisky. Durch die Verwendung von überwiegend Ex-Rumfässern und den betörend süßen Grain Whiskey der Great Northern Distillery ist uns ein besonders harmonischer und lieblicher Whisky gelungen.

Der milde Terence Hill Whisky vereint St. Kilian Single Malt Whisky, gereift in Ex-Rum-Melasse- und Ex-Rhum-Agricole- sowie Ex-Sherry-Fässern mit in Ex-Bourbon-Fässern gereiftem Single Malt Whisky und Grain Whisky der Great Northern Distillery, Irland.

Der rauchige Terence Hill Whisky vereint rauchigen St. Kilian Single Malt Whisky, gereift in Ex-Rum-Melasse- und Ex-Rum-Agricole-Fässern mit in Ex-Bourbon-Fässern gereiftem rauchigen Single Malt Whisky und ungetorftem Grain Whisky der Great Northern Distillery, Irland.

Tasting Notes Terence Hill – The Hero mild

  • Aussehen: Helles Gold.
  • Geruch: Fruchtige Süße mit tropischen Früchten, Ananas und Kochbanane, herrlich untermalt von Bourbonvanille und Sahnekaramell. Dazu ein süßer Hauch von Melasse mit wärmend-würzigem Eichenholz im Hintergrund.
  • Geschmack: Karibisches Flair aus süßer Bourbonvanille und karamellisiertem braunem Zucker, elegant kombiniert mit fruchtiger Ananas und sonnengereifter Banane, abgerundet mit ausgeprägter Eichenwürze und einer Prise Kakao.
  • Nachklang: Fruchtige Ananascreme und dunkles Karamell klingen mit dezent trockener Eichenwürze und einem Hauch Kakao angenehm lange nach.

Tasting Notes Terence Hill – The Hero rauchig

  • Aussehen: Helles Gold.
  • Geruch: Der vordergründige Holzrauch verbindet sich mit süßer Melasse, Bourbonvanille und viel Sahnetoffee, begleitet von einem fruchtigen Potpourri aus Weinbergspfirsich und Mango sowie einem Hauch Marzipan im Hintergrund.
  • Geschmack: Kräftig und intensiv mit einem Mix aus Torfrauch, süßer Melasse, cremiger Vanille und Sahnekaramell, untermalt von reifem Pfirsich und einer Spur Mango. Eine wohltuende Wärme von würziger Eiche und weißem Pfeffer rundet die vielschichtigen Aromen perfekt ab.
  • Nachklang: Cremiges Toffee und süße Vanille werden von würziger Eiche und einer Prise Kakao abgelöst, während feine Rauchnoten noch lange nachklingen.

Über welche Distributionswege werden die Produkte vermarktet?

Andreas Thümmler: Bei unseren Signature Editions und der Heavy Metal Edition setzen wir stark auf den regionalen Fachhandel und die Online-Vermarktung, die Terence Hill und Bud Spencer Abfüllungen sind auch im gehobenen Lebensmittelhandel zu finden.

Welche Kommunikationsmaßnahmen setzen Sie bei der Vermarktung ein? 

Andreas Thümmler: Social Media ist für uns ein wichtiger Kommunikationskanal zu unseren Fans. Hierdurch schaffen wir es, den Fans Einblicke in unsere Destillerie zu geben und neue Produkte zu bewerben. Bei der Kommunikation gehen wir Wege, die andere Destillerien nicht gehen.

Zudem sind Messen und Tastings wichtige Kommunikationsmittel. Hier können wir Whiskyfans direkt von unserer Qualität überzeugen und ihnen die volle Bandbreite von St. Kilian aufzeigen. Letztlich ist St. Kilian eine Besucherdestillerie, nur 45 Min vom Frankfurter Kreuz / Flughafen Rhein-Main entfernt. Also im Herzen Deutschlands. Vor Ort bei Führungen und Verkostungen gewinnen wir die meisten Fans.

Gibt es Pläne für das Jahr 2022? Sind z.B. weiteren Produkte oder Kooperationen geplant?

Andreas Thümmler: Wir sehen in Deutschland noch großes Potenzial für unsere aktuelle Produktpalette. Für 2022 wird unser Fokus auf der Marktdurchdringung mit den aktuellen Kooperationen in Deutschland liegen. Natürlich wird es weiterhin spannende Sonderabfüllungen und weitere Signature Editions geben. Auch werden wir die Heavy Metal Edition weiter voranbringen.

St. Kilian | stkiliandistillers.com | instagram.com/stkiliandistillers | facebook.com/stkiliandistillers

+++ Wir bedanken uns bei Andreas Thümmler für das offene und sehr interessante Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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