Interview

„NATÜRLICH. ECHT. HANDGEMACHT.“ – Martin Neumann über MÆNNERHOBBY

„NATÜRLICH. ECHT. HANDGEMACHT.“ – das ist das Motto von MÆNNERHOBBY in Mönchhagen in der Nähe von Rostock. Hier werden seit 2016 hochwertige Spirituosen mit viel Leidenschaft und Herz in Handarbeit hergestellt. Damals als Hobby der beiden Gründerjungs gestartet, ist daraus eine Brennerei und Brauerei mit zahlreichen eigenen Produkten, die bereits über 200 Auszeichnungen gewonnen haben, geworden. Zum Portfolio zählen u.a. KRUM Rum, KALAND Kümmel, FOERSTER’s, Korn, Rum, Geiste und Liköre. 2022 ist das Unternehmen in seine neue Erlebnismanufaktur umgezogen, in der man die Destillate, Biere und leckere Gerichte vor Ort erleben, einkaufen und Events besuchen kann.

Martin Neumann ist einer der beiden Gründer und Geschäftsführer der Erste MÆNNERHOBBY GmbH. Wir haben mit ihm im Interview über die Entstehung, die Produkte, den Vertrieb und den Neubau gesprochen.

2014 hast Du MÆNNERHOBBY gegründet. Was sind denn der Männer liebste Hobbys?

Martin Neumann: So eine provokante Frage direkt zum Anfang – gefällt mir! Wir Menschen haben ja oft tolle und interessante Hobbies. Oder zumindest sollte es so sein. Der Name bezog sich seinerzeit aber mehr auf uns zwei Gründerjungs: Im Grunde sollte es „irgendwie unser Hobby“ sein, weil es ja auch deutlich kleiner & schnuffiger bleiben sollte, als es das jetzt ist.

Ich hatte immer eine große Passion für alles rund um das Thema „Gutes Essen“ – und mein Mitgründer war mit seinem eigentlichen Unternehmen hauptberuflich beschäftigt – für ihn war es tatsächlich nur ein Hobby. Wir fanden es aber auch deswegen so witzig, weil wir eben zwei Männer waren, und weil man ja ein Hobby in der Regel auch mit Leidenschaft bedient. Diese Leidenschaft dafür war mein Startgrund. Wir lassen uns damit aber auch die Tür offen für mögliche neue Hobbies, die uns möglicherweise mal begegnen oder die wir vielleicht mal bedienen werden.

Ich verstehe aber auch, dass der Name (leider) in bestimmten Zusammenhängen „gesellschaftlich schwierig“ ist. Aber so what? Mann muss ja auch im Gespräch bleiben – und man sollte da auch etwas locker bleiben …

Martin Neumann mit seiner Frau Katharina, die sich als Prokuristin u.a. um das Personal kümmert.

Woher kam die Idee zu MÆNNERHOBBY? Für was steht das Unternehmen heute?

Martin Neumann: Ich saß vor diesem tollen Unternehmen knapp 14 Jahre vor dem Monitor, allein. Das war auch schön, aber es sehnte mich nach „irgendwas Handwerklichem“ und ich hatte keine Lust mehr auf Online-Marketing. Im nicht abgeschlossenen BWL-Studium fand ich immer die Produktionswirtschaft am spannendsten: Etwas herstellen, Prozesse verbessern … Dann sollte es auch noch zu meinem Hang zu guten Lebensmitteln passen. Hätte ich irgendwann mal eine Fleischerausbildung abgeschlossen, wäre ich auch gerne Fleischer geworden. Aber da ich außer meinem Abitur ja „keine Zettel“ habe, blieb nur Option 2: Spirituosen.

Die dann aber auch NATÜRLICH.ECHT.HANDGEMACHT. Dieser Slogan steht immer noch in 25 m Breite in unserem Obergeschoss – und das sind wir auch noch immer: eine kleine & traditionelle Brennerei, die alles aus echten Rohstoffen und ohne Farb- & Aromastoffe herstellt. Ich finde die Ehrlichkeit gegenüber unseren Kunden auch wichtig und richtig. Ernährung, wenngleich das im Zusammenhang mit Alkohol natürlich mit gebotener Umsicht zu betrachten ist, wird immer technischer & chemischer – ich mag es natürlich.

Diese Natürlichkeit hat aber auch für unsere knapp 200 Auszeichnungen gesorgt. Die Entscheidung es genau so zu machen, bestätigt sich für uns auch darüber, wie auch über unser Kundenfeedback.

Gestartet seid Ihr mit einem regionalen Schnaps: Kümmel. Über die Jahre sind viele weitere Produkte dazu gekommen. Erzähle uns von einigen Highlights und Bestsellern. 

Martin Neumann: Tatsächlich ist das Sortiment wirklich üppig gewachsen. Meist so aus der „Das wollte ich immer schon mal machen!“-Haltung. Gin war da nie auf dem Schirm – zum Start 2014 war ich der Meinung, dass das schon echt zu viele machen – hat sich aber zeitgemäß zu einem Bestseller entwickelt. Daneben ist unser Küstenfeuer, ein Ingwer-Sanddorn-Likör, unerwartet zu einem großartigen Erfolg geworden. Im Segment der klassischen Geiste war es der Blutorangengeist: Der wurde auch ganz oft mit vielen tollen Prämierungen beehrt, und auch unsere Kunden wissen den wirklich zu schätzen.

In 2024 aber wird es eine große Bereinigung in vielen Segmenten geben. Auch damit wir uns zukünftig mehr fokussieren können und dafür ein paar tolle neue Produkte mit aufnehmen können. Das bleibt spannend!

Gab es dabei auch Produkte, die nicht so gut liefen, oder auch echte „Rohrkrepierer“?

Martin Neumann: „Rohrkrepierer“ klingt echt hart. Klar gab es Produkte, die man selber richtig gut fand – die Kunden aber nicht. Wir hatten da mal einen wirklich großartigen Erdbeerlikör. Hergestellt auf Basis eines Erdbeergeistes mit warm mazerierten Erdbeeren und einem grandiosen Zucker war der wirklich richtig lecker! Fanden nur die Kunden irgendwie nicht.

Ach und direkt am Start gestorben ist der „Bacon-Geist“: Aus meiner Fleischbegeisterung und anfänglichen Laienhaftigkeit heraus, wollte ich das immer mal machen. Doch da musste selbst ich mir eingestehen, dass der partout nicht schmecken wird. :-)

Ganz wichtig aber: Wir haben auch mit den „Rohrkrepierern“ immer wieder gelernt. Wenn die auch in der Kasse keine Rolle spielten, so doch immerhin in der Lernkurve.

Seit Anfang 2020 spielt Rum bei Euch eine wichtige Rolle. Erzähle uns davon!

Martin Neumann: Da bin ich ja Überzeugungstäter! Meine beiden Lieblingsspirituosen sind Cognac und Rum. „Weinbrand“ hört sich ja so uncool an und ist sicher auch ein sehr schwieriges Segment. „Rum made in Germany“ ohne Frage auch – aber: Challenge accepted!

Irgendwann kam ja auch mal richtige Expertise in Form eines Destillateurs in meinen Betrieb. Gemeinsam haben wir uns dann an die spannende Aufgabe gemacht, einen Rum in Deutschland herzustellen, der auch großartig sein kann. Wir haben Wochen und Monate damit verbracht die richtige Melasse zu finden, das richtige Verfahren zu entwickeln um dann Anfang 2020 endlich mit der Rumdestillation beginnen zu können. Was war das spannend! Wir waren natürlich total überzeugt, dass unser Rum der beste der Republik ist. Ob das dann im Fass auch was wird, war ja ein langes Warten.

Ende 2023 war es endlich so weit, dass wir die ersten Flaschen fassgereiften Rums abfüllen konnten. Auch hier war wieder ein langes Blending angesagt, da wir viele verschiedene Fässer befüllt haben über die Jahre. Unsere Destillateure Patrick & Marc aber haben da ein gutes Gespür und ich bin wirklich absolut begeistert und überzeugt, dass wir unseren Kunden & Kundinnen hier ein klasse Produkt anbieten. Wir haben einzig dafür Ende 2019 eine Verschlussbrennerei in Betrieb genommen. In diesem Jahr wollen wir dann unsere 4.000l-Forsyths-Anlage fertigstellen. Angezahlt ist sie schon und wir hoffen, dass wir das Projekt dieses Jahr abschließen können. Die ist in Ihrer Bauart ziemlich einzigartig und das wird noch richtig spannend.

Derweil variieren wir im Sortiment des Rums etwas und haben Stand heute fünf Produkte auf Basis unseres Rums schon im Sortiment.

Dass die Produkte echte Qualitätsprodukte sind, zeigen die mehr als 200 internationalen Auszeichnungen, die Ihr seit 2016 erhalten habt. Welche waren dabei?

Martin Neumann: Ohne überheblich klingen zu wollen, muss ich gestehen, dass man einzelne Prämierungen sicher so wahrnimmt, wie sie es möglicherweise verdient hätten. Besonders in Erinnerung geblieben sind aber die „großen & wichtigen“ Auszeichnungen: Als eine der ersten 2017 wurde der Erdbeergeist (nicht mehr im Sortiment) mit „Sortensieger Obstgeiste“ bei der Destillata prämiert. Eine der ersten Prämierungen und dann gleich die. Was war ich stolz!

Dann 2019 hat unser FOERSTERs Heide Gin den Titel „Bester deutscher London Dry Gin“ bei den World Gin Awards gewonnen. Im selben Jahr wurde der Blutorangengeist bei der DLG „Beste Obstspirituose des Jahres“. Und letztes Jahr dann „World Beste Sloe Gin“ bei den World Gin Awards. Das war riesige Freude!

Wo kann man Eure Produkte kaufen? Über welche Distributionswege vermarktet Ihr sie?

Martin Neumann: Nach wie vor sind wir ja ein regionaler Player und setzen unsere Produkte zuhause in Mecklenburg-Vorpommern ab. Das dann mit einem Teil des Sortiments im qualifizierten LEH und der Gastro. Wir machen ja sehr viel „Boutique-Private-Label“ und damit bedienen wir Kunden quer durch die Republik.

Den Absatz unserer eigenen Produkte aber wollen wir 2024 nun angehen und planen hier ja auch noch den Ausbau unseres Vertriebs über Mecklenburg-Vorpommern hinweg – primär mit dem Fokus auf unsere Rumprodukte. Da sind wir vertriebsmäßig aber auch noch nicht 100% komplett aufgestellt. Die Stellenanzeige, die wir bei Euch in der Jobbörse geschaltet haben, hat wirklich was gebracht, doch komplett sortiert haben wir das Thema noch nicht. Irgendwie sind die Tage immer zu kurz.

Welche Kommunikationsmaßnahmen nutzt ihr bei der Vermarktung? Was macht Ihr speziell im Bereich Social Media?

Martin Neumann: Auf jeden Fall: zu wenige! Die meisten unser lokalen Kunden kommen zu uns, weil sie uns kennen oder wollen. Die Wettbewerbssituation vor Ort ist ja für uns optimal, da es wenig Wettbewerber gibt. Also bisher waren wir immer in der glücklichen Situation auch ohne strukturierten Vertrieb hier Kunden gewinnen zu können. Social Media spielt da auch offenbar eine untergeordnete Rolle – uns half da viel die Mundpropaganda und regionale Verbraucher- und Fachmessen.

Social Media ist für uns auch ein großes Feld, in dem wir 2024 noch viel aufholen müssen. Was das Thema „Ads“ angeht, haben wir es da ja etwas schwieriger mit dem Thema Alkohol. Dennoch sehe ich hier schon noch eine Menge Potenzial, wenn wir über die Landesgrenzen hinweg verstärkt aktiv werden wollen.

2022 habt Ihr Euch weiter für die Zukunft aufgestellt – mit Eurem Neubau. Erzähle uns davon: Was findet man bei Euch alles?

Martin Neumann: Ja das war (und ist) wirklich ein riesiges Projekt für uns. Am alten Standort in Klein Kussewitz hat die Halle irgendwann nicht mehr gereicht, und war ja auch immer kompromissbehaftet: Eine Brennerei in einer alten Saatguthalle und in ehemalige Büroräume zu bauen, hatte doch schon den einen oder anderen Nachteil.

Der neue Standort war deswegen für uns wichtig. Wir haben hier nun knapp 5.000 qm Nutzfläche an der meistbefahrensten Straße in Mecklenburg-Vorpommern. Wichtig aber auch, um die Wertschöpfung im Betrieb zu halten. Von meinem neuen Lieblings-Nachbarn (Robert Dahl von Karls) habe ich in einer unser ersten Unterhaltungen seine Strategie mitbekommen: Wenn du es Zuhause verkaufen kannst – mach es! Jeder Kaufmann wird wissen, dass wir hier alle Deckungsbeiträge bei uns behalten. Das ist natürlich großartig und wir haben auch unsere Besucherziele im ersten Jahr schon übertroffen.

Neu dazu gekommen sind die Brauerei – fand ich irgendwie witzig und wird uns das Thema „Korn“ irgendwann noch aufschließen (eine leider weit unterschätzte Spirituose). Außerdem kann man in unserem Restaurant nun auch großartig essen und der Handel hat so richtig Platz unsere tollen Produkte auszustellen. Aber auch unsere Besuchenden können viel mehr erleben: Brenn- & Braukurse, Tastings und selber Hand anlegen spielt eine große Rolle. Ganz gleich, ob Local oder Tourist: Alle wollen gerne unterhalten werden. Da werden wir immer besser.

Apropos Zukunft: Was steht 2024 noch bei Euch an und welche Vision habt Ihr für die nächsten Jahre?

Martin Neumann: In 2024 trinken wir uns zu allererst mal die doch etwas veränderte Marktlage schön (immer wieder freitags). Es gibt aber in der Tat viel zu tun: Vertrieb über Mecklenburg-Vorpommern hinaus aufbauen, die neue Sortimentsstrategie in allen Bereichen umsetzen, das Team weiter auf- & ausbauen und die gewaltige Brennblase fertigstellen – damit werden wir wohl alle Hände voll zu tun haben.

Im Sortiment streichen wir nicht nur, sondern wollen auch modernere Spirituosen aufgreifen und werden unsere Ready-to-Drinks (RTDs) an den Start bringen.

Ich glaube fest, dass wir in ein paar Jahren mit unserem „Rum Made in Germany“  Vorreiter und Platzhirsch sein werden. Die Produkte sind einfach großartig und daran werden wir ab 2024 arbeiten und alles dafür tun, dass wir unsere Marke „KRUM Rum“ aufbauen. Da haben wir noch so viel Luft und Potenzial und ich denke das wird großartig!

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+++ Wir bedanken uns bei Martin Neumann für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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