„Treffen Nerv der Zeit“: Julian Schweiger über Schweiger Bräu und das alkoholfreie Helle
Der Name Schweiger Bräu steht seit 1934 für Brautradition in Bayern. Das Sortiment des Familienunternehmens umfasst aktuell 19 verschiedene Sorten im Bier- und Biermischbereich sowie 24 verschiedene alkoholfreie Getränke. Und doch sticht ein Produkt heraus: das alkoholfreie Helle. Nach dem Boom im vergangenen Jahr wird das Produkt, das im sogenannten Mischverfahren hergestellt wird, 2025 laut aktuellen Zahlen noch einmal um 100% im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Es trifft den Nerv der Zeit – und den der Konsumenten.
Doch warum ist das so? Darüber haben wir mit Julian Schweiger, Junior Bräu in 4. Generation bei Schweiger, gesprochen. Er erzählt von dem Produkt, dessen Herstellung sowie von der Brauerei und seiner Faszination für Bier.
Julian, bitte stell Dich zuerst vor: Wie sahen Deine Ausbildung und Dein Weg ins Familienunternehmen aus?
Julian Schweiger: Ich bin Julian Schweiger, 30 Jahre alt und in Markt Schwaben direkt neben unserer Brauerei aufgewachsen. Für mich war früh klar, dass ich eines Tages Verantwortung im Familienunternehmen übernehmen möchte, aber mir war auch wichtig, meinen eigenen Weg zu gehen und fundiertes Wissen mitzubringen.
Deshalb habe ich zunächst Betriebswirtschaft studiert und dabei einen klaren Fokus auf Marketing und Wertschöpfung gelegt. Also auf das, was ein gutes Produkt nicht nur gut, sondern auch erfolgreich macht. Danach ging es für mich an die Doemens Akademie, wo ich den Braumeister gemacht habe. Das war mir besonders wichtig: Ich wollte das Handwerk von Grund auf lernen und verstehen. Ergänzt habe ich das Ganze später noch durch eine Ausbildung zum Biersommelier, ebenfalls an der Doemens Akademie.
Heute bin ich in der Brauerei verantwortlich für Marketing, Markenführung und Projektmanagement und natürlich auch ganz nah dran am Bier.
Julian Schweiger, Junior Bräu in 4. Generation bei Schweiger.
Was fasziniert Dich so am Bier?
Julian Schweiger: Bier ist für mich viel mehr als nur ein Getränk – es ist ein Stück gelebte Kultur. Kaum ein anderes Produkt bringt Menschen so selbstverständlich zusammen: Ob beim Stammtisch, auf dem Volksfest oder einfach im Garten mit Freunden, Bier begleitet soziale Momente und schafft Verbindung. Jeder hat sein Lieblingsbier, und es wird mit echter Leidenschaft darüber diskutiert. Das zeigt, welchen Stellenwert Bier in unserer Gesellschaft hat.
Man sieht das übrigens auch in der Politik: Kaum ein Pressefoto auf dem Volksfest, ohne dass ein Holzfass danebensteht. Bier gehört einfach zum gesellschaftlichen Leben dazu. Besonders hier in Bayern, wo Bier seit Jahrhunderten tief in der Tradition verwurzelt ist. Das Reinheitsgebot gibt es nicht ohne Grund seit über 500 Jahren und wir sind stolz darauf, es auch heute noch zu leben.
Dann ist da natürlich die Faszination für das Produkt selbst. Mich begeistert immer wieder, dass man mit nur vier Zutaten – Wasser, Malz, Hopfen und Hefe – ein so unglaublich vielfältiges und gleichzeitig natürliches Getränk schaffen kann. Die Braukunst liegt für mich in der Balance zwischen Handwerk, Präzision und Kreativität. Und das macht Bier einfach einzigartig
Seit wann gibt es die Privatbrauerei Schweiger? Wie sah die Entwicklung über all die Jahre aus?
Julian Schweiger: Unsere Brauerei wurde 1934 von meinem Urgroßvater mitten in Markt Schwaben, in der Nähe von München, gegründet. Angefangen hat alles ganz bescheiden mit einer kleinen Sudpfanne von etwa einem Hektoliter. Durch die schnell wachsende Anfrage wurde diese nur ein Jahr später durch eine 28-Hektoliter-Pfanne ersetzt.
Ursprünglich war die Brauerei übrigens noch ein gemischter Betrieb mit landwirtschaftlicher Lagerhaltung und Handel. Doch der Durst der umliegenden Landwirte war groß und so wurde Bier schnell zum Kerngeschäft. Die ersten Jahre waren nicht leicht, vor allem durch die schwierigen Zeiten während des Zweiten Weltkriegs. Ab da ging es stetig bergauf.
1957 folgte ein Meilenstein: der Bau unserer eigenen Mälzerei. Seitdem stellen wir unser Gerstenmalz selbst her. Das macht uns heute zu einer der wenigen Brauereien in Deutschland, die noch diesen Schritt in Eigenregie umsetzen. 1989 kam dann unser hauseigener Tiefbrunnen hinzu, aus dem wir reines, unberührtes Wasser aus der Eiszeit fördern. Es ist immer noch die Grundlage für die hohe Qualität unserer Biere.
Heute sind wir mehr als nur eine Brauerei: Wir betreiben auch unseren eigenen Mineralwasserbrunnen – die Silenca Quelle – und sind lizenzierter Produzent von Spezi. Was uns aber trotz aller Entwicklung immer ausmacht, ist unser Anspruch an Qualität, unsere Bodenhaftung und das klare Bekenntnis zu unserer Region. Zudem sind wir sehr stolz darauf, zu den wenigen Brauereien mit Slow Brewing Siegel zu gehören.
Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt? Gibt’s einige Zahlen und Daten, die Du uns nennen kannst?
Julian Schweiger: Heute sind wir immer noch ein Familienunternehmen mit rund 100 Mitarbeitenden. Unsere Jahresproduktion umfasst derzeit etwa 60.000 Hektoliter Bier sowie rund 140.000 Hektoliter alkoholfreie Getränke, darunter Mineralwasser, Schorlen, Limonaden und Spezi. In unserer eigenen Mälzerei verarbeiten wir jährlich ca. 2.200 Tonnen Gerste zu Malz.
Ein besonderer Vorteil ist unser eigener Fuhrpark. Wir stellen so sicher, dass wir ungefähr die Hälfte unserer Produkte selbst ausliefern können. Zudem haben wir einen eigenen Heimdienst, der unsere Kunden im Umland direkt vor die Haustür beliefert. Darüber hinaus exportieren wir unsere Biere auch ins Ausland, insbesondere nach Italien, Großbritannien und Schweden. In diesen Ländern wächst die Nachfrage nach bayerischem Bier mit echter Herkunft und Charakter kontinuierlich.
Welche Produkte habt Ihr im Portfolio?
Julian Schweiger: Unser Sortiment ist breit aufgestellt:
Im Bier- und Biermischbereich führen wir aktuell 19 verschiedene Sorten, darunter klassische bayerische Biere wie unser 1516 Bayrisch Hell oder unsere bekannte Schmankerl Weisse. Die Biere gibt es in verschiedenen Gebinden – von der 0,25-l-Flasche über 0,33l und 0,5l bis zum 5-Liter-Partyfass – ganz nach Anlass und Zielgruppe.
Dazu kommen 24 verschiedene alkoholfreie Getränke, von Mineralwasser und Schorlen über Limonaden bis hin zu Spezi Produkten. Besonders stolz sind wir außerdem darauf, dass wir als Produzent für Aqua Monaco auftreten dürfen. Eine spannende Partnerschaft mit einer innovativen Marke im Premiumsegment für Wasser, neuartige Limos und Schorlen sowie Mixer.
Das alkoholfreie Helle gibt’s bei Schweiger schon einige Jahre. 2024 hat es einen regelrechten Boom erlebt. Wie erklärst Du Dir das?
Julian Schweiger: Unser Helles alkoholfrei gibt es schon seit 2007. Wir wussten damals schon, dass der Trend kommen wird. Dass er so einschlägt, hat uns selbst überrascht.
Ich sehe mehrere Gründe für den aktuellen Boom. Erstens verändert sich das Konsumverhalten gerade spürbar. Viele Menschen wollen bewusster leben, aber eben nicht auf Genuss verzichten. Ein alkoholfreies Bier bietet hier den perfekten Kompromiss.
Dazu kommt der Zeitgeist: Alkohol ist heute kein Muss mehr. Unser Slogan „I bin so frei“ bringt es ganz gut auf den Punkt. Man trinkt alkoholfreies Bier nicht, weil man es muss, sondern weil es schmeckt. Und genau dieses Selbstverständnis kommt gerade bei jungen Leuten sehr gut an – egal ob beim Sport, am See oder einfach zwischendurch.
In den ersten Monaten 2025 konnte das Produkt erneut um fast 100 % wachsen. Wie wird die weitere Entwicklung Deiner Meinung nach aussehen?
Julian Schweiger: Ja, das Wachstum ist wirklich beeindruckend und bestätigt uns in dem, was wir tun. Nach den aktuellen Zahlen rechnen wir damit, dass sich das Helle Alkoholfrei über das gesamte Jahr 2025 hinweg tatsächlich verdoppeln wird. Das wäre ein Plus von über 100 % im Vergleich zum Vorjahr.
Für die kommenden Jahre erwarten wir dann weiterhin ein gesundes, stabiles Wachstum im deutlich zweistelligen Bereich. Der Markt für alkoholfreie Biere ist längst kein Nischensegment mehr, sondern entwickelt sich zur echten Säule im Sortiment. Und da spüren wir: Unsere Positionierung mit einem geschmacklich vollwertigen, handwerklich gebrauten alkoholfreien Hellen trifft genau den Nerv der Zeit.
Bei der Herstellung setzt Ihr auf ein Mischverfahren. Kannst Du uns das erklären?
Julian Schweiger: Unser Helles Alkoholfrei entsteht durch ein sogenanntes Mischverfahren. Das heißt, wir kombinieren zwei unterschiedliche Herstellungswege: Einerseits ein entalkoholisiertes Bier, andererseits ein gestoppter Gärer, also ein Bier, bei dem der Gärprozess frühzeitig unterbrochen wurde, bevor nennenswerter Alkohol entstehen kann.
Diese Kombination ist zwar deutlich aufwendiger und kostspieliger als andere Verfahren, hat aber den einen entscheidenden Vorteil: den Geschmack. Durch das Mischverfahren schaffen wir es, die vollen Aromen des Malzes und Hopfens zu bewahren und gleichzeitig eine angenehme Frische und Ausgewogenheit zu erzielen, die einem klassischen Hellen sehr nahekommt.
Für uns steht die Qualität immer im Mittelpunkt, und gerade beim alkoholfreien Bier ist das besonders wichtig. Denn Konsumentinnen und Konsumenten vergleichen es heute nicht mehr nur mit anderen alkoholfreien Bieren, sondern direkt mit dem „richtigen“ Bier. Und genau deshalb lohnt sich der Aufwand – geschmacklich macht er sich einfach bezahlt.
Wie wirkt sich das auf den Geschmack aus?
Julian Schweiger: Das Ergebnis ist ein bieriger, vollmundiger Geschmack mit deutlich weniger Süße, als man es von vielen alkoholfreien Bieren kennt. Gerade durch das Mischverfahren erreichen wir eine angenehme Balance, die dem klassischen Hellen sehr nahekommt.
Wenn man das Ganze dann noch mit einer ausgewogenen Hopfung abrundet, entsteht ein richtig harmonisches, erfrischendes Helles, das nicht nur alkoholfrei ist, sondern auch fast wie ein „echtes Bier“ schmeckt. Klar: Den fehlenden Alkohol kann man sensorisch nicht völlig ersetzen, aber viel näher kommt man an ein klassisches Helles kaum heran, ohne Alkohol drin zu haben.
Plant Ihr in Sachen Alkoholfrei und/oder Helles weitere Produkte, um mit dem Trend weiter Fahrt aufzunehmen?
Julian Schweiger: Aktuell sind wir mit drei alkoholfreien Sorten bereits sehr gut aufgestellt – darunter unser Helles Alkoholfrei, das sich aktuell zum echten Zugpferd entwickelt. Deshalb gibt es kurzfristig keine konkreten Pläne für neue Produkte in diesem Segment.
Allerdings beschäftigen wir uns laufend mit neuen Ideen und Versuchen im alkoholfreien Bereich, sei es in Richtung Geschmack, Brauverfahren oder auch neue Stilrichtungen. Der Markt entwickelt sich schnell, und wir wollen hier nicht nur reagieren, sondern Impulse setzen, aber immer mit dem Anspruch, dass Qualität und Charakter stimmen.
Wenn wir etwas auf den Markt bringen, dann muss es auch wirklich zu uns und unseren Kundinnen und Kunden passen und nicht nur dem Trend hinterherlaufen …
Über welche Distributionswege vermarktet Ihr Eure Produkte? Wo kann man Schweiger proBIERen?
Julian Schweiger: Unsere Produkte sind über mehrere starke Vertriebskanäle erhältlich. Wir setzen auf eine breite Präsenz im Getränkefachgroßhandel (GAM), im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie in der Gastronomie. Vor allem im 30 km Umkreis von Markt Schwaben sind wir in vielen Getränkemärkten, Supermärkten und Wirtshäusern fester Bestandteil des Sortiments.
Darüber hinaus beliefern wir viele Kunden auch direkt über unseren eigenen Heimdienst, der die Produkte bis vor die Haustür bringt.
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+++ Wir bedanken uns bei Julian Schweiger für das offene Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++