Taste of Miriquidi Interview
Interview

Herkunft. Kultur. Haltung. – Roy Walter Stein über Taste of Miriquidi

Wald ist für Roy Walter Stein mehr als Natur – er ist Herkunft, Haltung und Atmosphäre. Mit Taste of Miriquidi hat der ehemalige Architekt eine Spirituosen-Marke ins Leben gerufen, die genau diesen Geist einfängt: tief, ruhig, konsequent. In seinen Produkten steckt kein Marketing-Pathos, sondern eine klare Vision – vom Erzgebirge als Identitätsraum bis zur Destillation als gestalterischem Prozess. Das Portfolio umfasst Gin, Liköre, Vodka und Spiced Rum. Produkte, die Genuss als Bewusstsein verstehen, nicht als Flucht.

Im Interview spricht Roy Walter Stein über die Entstehung der Marke, die Philosophie dahinter, seine Handschrift als „Geschmacksarchitekt“ und die Bedeutung von Miriquidi.

Stell Dich bitte kurz vor: Wer bist Du? Hattest Du vor Taste of Miriquidi schon Berührung mit der Getränkebranche?

Roy Walter Stein: Ich bin Roy Walter Stein, 33 Jahre alt, und lebe mit meiner Familie in Chemnitz. Aufgewachsen bin ich im Erzgebirge – in einer Landschaft, in der der Wald nicht einfach „Natur“ ist, sondern Herkunft, Prägung und Haltung.

Ich habe Architektur studiert und viele Jahre als Architekt gearbeitet. Architektur hat mich gelehrt, Atmosphären zu gestalten: vom weißen Blatt, über Entwürfe, Verwerfen, Schärfen und Verdichten – bis ein Raum spürbar wird, nicht nur sichtbar. Diese Art zu arbeiten habe ich nicht hinter mir gelassen – sie ist in meine Spirituosen übergegangen. Ich forme heute Geschmacksräume statt Gebäude. Eine andere Materie, aber derselbe Prozess.

Ich bin verheiratet mit einer wunderbaren Frau, wir haben vier Töchter – die fünfte ist unterwegs. Diese Verantwortung hat meine Entscheidung nicht verhindert, sondern geschärft: Wenn ich etwas tue, dann mit Tiefe und Konsequenz. Keine Spielerei. Keine Flucht. Sondern eine bewusste Hinwendung zu etwas, das schon lange in mir war.

Wie ist die Idee zu Taste of Miriquidi entstanden?

Roy Walter Stein: Der Wandel kam, als ich spürte, dass Menschen begannen, Spirituosen nicht mehr als Getränk, sondern als Ausdruck zu begreifen. Herkunft. Kultur. Haltung. Spirituosen haben mich seitdem nie als Trend begleitet. Sondern als Frage nach Herkunft und Identität. Der Auslöser war Monkey 47: die Erkenntnis, dass eine Spirituose nicht nur schmecken, sondern erzählen kann.

Da wurde mir klar: Wenn ein Schwarzwald im Glas funktionieren kann – dann kann der Miriquidi es erst recht. Das Erzgebirge besitzt eine alte Tradition: Kräuter, Harze, Wurzeln, Rinden und Beeren wurden hier seit Jahrhunderten zur Heilung, Nahrung und zum Genuss verarbeitet. Und der Wald hier ist keine Kulisse. Er ist Kindheit. Stille. Winterluft. Schutz. Dunkelheit als Qualität. Ich wollte genau diese Atmosphäre konservieren – nicht als Bild, sondern als Geschmack.

Und die Umsetzung begann wie Architektur beginnt: mit einem weißen Blatt. Ideen sammeln, reduzieren, neu beginnen, schärfen, verfeinern – bis nur noch Essenz bleibt. Wenn man es genau nimmt, ist der Entwurfsprozess in der Architektur auch eine Art der Destillation. Erstmal alles in einen Kübel rein, „durchkochen“ und alles unnötige abtrennen. Nur dass eben ein Gin schneller durchgeht als ein Bauantrag (haha). Taste of Miriquidi ist die Übersetzung eines Wald-Zustands in ein Erlebnis im Glas.

Taste of Miriquidi Interview

Was genau bedeutet „Miriquidi“ – und warum dieser Name?

Roy Walter Stein:  Der Miriquidi war ein gewaltiger, dunkler Urwald, dessen Ausdehnung nie klar begrenzt war. Nach alten Überlieferungen für die Römer undurchdringbar. Er reichte nicht nur über das heutige Erzgebirge, sondern weit darüber hinaus – bis in die Räume des heutigen Dresden und Leipzig. Es war ein Wald, der nicht beschrieben, sondern betreten werden musste.

Für uns steht „Miriquidi“ für: Ursprung, Tiefe, Ruhe, Dunkelheit als Stärke, Heimat als Gefühl, nicht als Adresse. Heute verbindet man vermehrt die Region Erzgebirge, meine Heimat, mit diesem alten, dunklen Wald. Der Miriquidi ist das, was unter der Oberfläche weiterlebt. Deshalb trägt die Marke diesen Namen. Nicht als Symbol – sondern als Identität.

Welche Philosophie steckt hinter der Marke?

Roy Walter Stein: Handwerk. Herkunft. Ehrlichkeit. Keine Effekte. Keine Überinszenierung. Wir machen Dinge langsam – und mit Absicht. Unsere Produkte sollen nicht beeindrucken. Sie sollen berühren. Spirituosen sind für uns keine Getränke, sondern Atmosphären und Räume.

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Welche Produkte gehören zum Portfolio und was ist deren jeweilige Besonderheit?

Roy Walter Stein: ORE GIN, Schwarzwasser Beerenlikör, Herbaria Kräuterlikör, Vodka Meluzína, Oscuro Spiced Rum:

ORE GIN – Unser Ursprung. Und unser Flagschiff. Heimische Botanicals aus unserem Urwald, dem Miriquidi, kombiniert mit Botanicals anderer Urwälder aus den entlegensten Orten dieser Welt. Bronze (Craft Spirits Berlin 2024) & Silber (2025).

Schwarzwasser Beerenlikör – Hommage an das Schwarzwassertal. Dunkel, konzentriert, fruchtig, nicht süß. Silber – 0,3 % unter Gold. Wir holen das nach. Versprochen.

Herbaria Kräuterlikör – Einstieg in die Kräuterwelt des Erzgebirges mit mediterranem Twist. Auch hier gehen wir über Grenzen. Mit Pomeranze & Orangenschalen. Bronze 2025.

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Vodka Meluzína – 44 % vol., weich, klar, vollmundig. 100 % Weizen. Silber 2025. Kleiner Fun Fact: Brutales Lob aus Kasachstan :D – und dort versteht man Vodka.

Oscuro Spiced Rum – „Oscuro“ – dunkel wie der Miriquidi. Gebrannt aus Jaggery, gereift in Ex-Bourbon, veredelt mit einer heimischen Steinfrucht, die uns viele Versuche gebraucht hat. Sie bleibt soweit erstmal geheim, aber gute Nasen und Gaumen kriegen raus, was es ist. Spiced Rum – sonst hätte es Ärger mit dem Amt gegeben. Ein Rum, der nicht „nach Übersee“ schmeckt, sondern nach Heimat.

Wie werden die Produkte hergestellt? Welche Rolle spielen regionale Zutaten dabei?

Roy Walter Stein: Wir entwickeln und fertigen unsere Produkte gemeinsam mit der Feinbrandmanufaktur Brabant (Rose Valley). Diese Zusammenarbeit basiert auf Freigeist, Respekt und kompromissloser Qualität. Wir arbeiten wie Architekten: Wir spinnen, wir verwerfen, wir präzisieren – bis die Essenz stimmt. Alles entsteht in kleinen Chargen, in viel Handarbeit, mit sensorischer Tiefe. Keine künstlichen Aromen. Keine Abkürzungen. Nur Ergebnis.

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Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit dabei?

Roy Walter Stein: Nachhaltigkeit heißt bei uns Maß: lokale Erzeuger, kurze Wege, keine Überproduktion, Waldpflege statt Waldromantik. Nicht als Marketingargument, sondern als Haltung.

Welche Zielgruppe möchtest Du mit den Produkten ansprechen?

Roy Walter Stein: Unsere Zielgruppe ist kein Segment. Es sind Menschen, die spüren, wenn etwas echt ist. Menschen, die langsam genießen. Die Stille mögen. Die Herkunft ernst nehmen. Kurz: Genießer mit innerem Kompass.

Über welche Distributionswege wird Taste of Miriquidi vermarktet?

Roy Walter Stein: Wir arbeiten bewusst fokussiert:

  • THE DISTILLERY im Zentrum von Chemnitz – unser eigener Tasting- und Eventspace, unser Zuhause als Marke
  • Ausgewählter Fachhandel
  • Einzelhandel, u.a. REWE und EDEKA
  • Gehobene Gastronomie, die Spirituosen erzählt, nicht nur ausschenkt
  • Direktvertrieb über unseren eigenen Online-Shop

Taste of Miriquidi Interview

Blick nach vorne: Welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Roy Walter Stein: Ein wesentlicher Schritt ist die Weiterentwicklung von unserem eigenen Tasting- und Eventspace – THE DISTILLERY – mein Wohnzimmer, wie ich es gerne nenne, im Zentrum von Chemnitz. Keine Bar, keine Laufkundschaft. Ein bisschen Underground. Der Ort war früher ein kleiner DDR-Milchladen. Ich habe ihn im Leerstand gesehen und sofort gespürt, wie er einmal aussehen und sich anfühlen würde. Im Juni dieses Jahres begannen die Umbaumaßnahmen und sind bis heute soweit fertig, dass wir hier starten können. Das war wieder einer dieser Momente, in denen Herz und Klarheit vor Sicherheit standen. Risiko inklusive. Davor habe ich selber manchmal Angst. Aber es war der richtige Weg und ich weiß, irgendwie geht der Plan auf. So wild wie das auch klingen mag, da nehme ich gerne mal Abstand von dem, was einem der irdische Verstand eigentlich sagen möchte oder sollte.

Offiziell gibt es uns seit Ende 2022. Seitdem haben wir die Grundsteine gelegt: die Marke, die Produkte, die Handschrift, die ersten Kunden, den Ort. Und das alles haben wir nicht allein gemacht. Es gab von Anfang an Menschen, die mitgetragen haben – Freunde, Wegbegleiter, Brüder im Geist und im Tun. Männer, die mit angepackt, mit geglaubt, mit getragen haben – ohne große Worte. Diese Gemeinschaft ist Teil unseres Fundaments. Ohne sie wären wir nicht hier.

Wir möchten Taste of Miriquidi in den kommenden Jahren weiter über die Region hinaus etablieren: nicht breit, sondern tief. In Bars, die Haltung haben. In Städten, in denen Spirituosen nicht laut sein müssen, um Wirkung zu haben: Leipzig, Dresden, Berlin, Hamburg, München, Köln.

Parallel entwickeln wir neue Signature-Editionen und saisonale Sonderformate, die bestimmte Waldmomente, Jahreszeiten und Atmosphären abbilden. Keine Marketing-Limiteds – sondern sinnvolle Erweiterungen unserer Erzählung.

Taste of Miriquidi Interview

THE DISTILLERY soll ein Ort bleiben, an dem Genuss in Ruhe stattfinden kann: kleine Runden, handgemachte Musik, gutes Essen, Feuer, Gespräche, Nähe. Kein Genussmarkt mit tausend Menschen. Sondern ein Raum, in dem man wirklich da ist.

Ab 2026 können Gäste bei uns ihren eigenen Gin in Kleinchargen brennen. Nicht als Eventshow, sondern als Erfahrung von Herkunft, Material, Zeit und Selbstwirksamkeit. Wir möchten perspektivisch ein kleines Team aufbauen – im Vertrieb, in der Kommunikation und in der Begleitung unserer Tastings und Dinner. Menschen, die mittragen wollen – nicht nur „mitarbeiten“. Wir wollen ein regionaler Name für Genusskultur werden – und wir werden es. So wahr uns Gott dabei hilft. Ohne ihn hätte ich den Schlüssel schon ein paar Mal umgedreht. Ich gebe ihm die Ehre.

The Distillery ist ein Ort für Tiefe, Nähe, Feuer, Stille und Wahrhaftigkeit. So wie unsere Spirituosen. So wie unser Weg. So wie die Menschen, die ihn mit uns gehen.

Taste of Miriquidi | Website | Instagram | Facebook | LinkedIn

+++ Wir bedanken uns bei Roy Walter Stein für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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