Erber Interview Titel
Seit 1651

Erber: Geschäftsführer und Brennmeister Christian Schmid über die älteste Edelbrennerei Tirols

Spricht man in Österreich über die Tradition von Edelbränden, kommt man um einen Namen nicht herum: Erber. Die Geschichte der ältesten Edelbrennerei Tirols beginnt im Jahr 1651: Damals erhielt die Familie Erber das Brennrecht. Ein echtes Privileg, das an die Bedingung geknüpft war, „dass aus der eigenen Quelle zuerst Mensch und Vieh versorgt werden mussten“, bevor das Wasser zum Brennen verwendet werden durfte. Auch heute noch ist diese hauseigene Quelle ein wesentlicher Faktor für die ausgezeichnete Qualität der Brände, die u.a. durch Prämierungen bei den World Spirits Award, den Titel „Distillery of the Year“ oder „World-Class Distillery“ regelmäßig unter Beweis gestellt wird.

Im Interview haben wir mit Christian Schmid, Geschäftsführer und Brennmeister bei Erber, über die Brennerei, deren Geschichte sowie die zahlreichen Produkte gesprochen.

Bitte stellen Sie sich kurz vor!

Christian Schmid: Mein Name ist Christian Schmid. Ich bin Geschäftsführer und Brennmeister bei Erber. Vor Jahrzehnten fing ich zunächst als Auslieferungsfahrer bei Erber an. Mein damaliger Chef, Johann Erber, entdeckte mein Talent und hat mir nahegelegt, mich als Edeldestillateur ausbilden zu lassen. Das war für mich eine andere Welt und so interessant, dass ich versucht habe, mich immer weiterzuentwickeln.

Die Brennerei Erber hat eine lange Tradition. Wann wurde sie gegründet?

Christian Schmid: Erber ist die älteste Edelbrennerei Tirols. Das theresianische Brennrecht ist datiert mit 1651 und wurde damals unter der Auflage verliehen, dass vor dem Schnapsbrennen „zuerst Mensch und Vieh ausreichend mit Wasser versorgt sein mussten“. In über 370 Jahren hat sich natürlich viel verändert, aber die handwerkliche Tradition ist immer noch der Wesenskern.

Zur Einordnung: Welche Größe hat die Brennerei?

Christian Schmid: Erber ist die größte Kupferkesselbrennerei Tirols und hat 17 Mitarbeiter, wobei zentrale Bereiche wie Buchhaltung, IT, Personalabrechnung etc. ausgelagert sind. Jährlich werden mehr als 500 Tonnen Obst verarbeitet.

Welche Produkte haben Sie im Portfolio?

Christian Schmid: Die Antwort würde kürzer ausfallen, wenn die Frage wäre, was wir nicht im Portfolio haben. Wir haben Edelbrände, Schnäpse, Spirituosen, Liköre, Cream-Liköre, Jägertee, Glühwein, Gin, Wodka etc.
In unserem Shop in der Brennerei verkaufen wir als Handelsware auch noch regionale Lebensmittelspezialitäten.

Eine ganze Menge … was sind die Kernprodukte des Portfolios? 

Christian Schmid: Man hat natürlich immer Speerspitzen. Die ändern sich im Laufe der Zeit mit der Mode und mit Trends. Während vor einigen Jahren der Tiroler Nusseler das mengenstärkste Produkt war, sind es derzeit ganz klar der Tiroler Zirbener und der Brixx43 Dry Gin.

Mit beiden Produkten haben wir mehrere Auszeichnungen gewonnen, z.B. bei den World Spirits Awards und bei Falstaff. Außerdem gibt es seit einigen Jahren einen Gin Boom, und Zirbenprodukte sind generell ein Thema. Auch der Tiroler Nusseler verkauft sich immer noch gut, wurde aber überflügelt.

Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe und Zutaten?

Christian Schmid: Überwiegend aus Tirol bzw. Südtirol. Wenn das nicht möglich ist, dann zumindest aus Österreich. Wir versuchen, so regional zu bleiben wie es geht, um nachhaltig zu wirtschaften und die Lieferketten kurz zu halten.

Das kommt uns in der globalen Lieferkettenkrise zugute, wobei wir natürlich trotzdem bei Karton und Glasflasche von den europäischen Problemen betroffen sind. Unsere 24 Kräuter für den Brixx43 Gin stammen teilweise nicht aus der Region, weil es manche Kräuter gar nicht in Europa gibt, aber das ist schon eine Ausnahme.

Wie werden die Produkte hergestellt?

Christian Schmid: Wir arbeiten nach dem Doppelbrand-Verfahren. Das ist die bodenständige Variante. Die Obstbrände werden somit zweimal gebrannt, und das Aroma ist dadurch besser. Zudem verwenden wir Kupferkessel. Die sind zwar teurer als Stahlkessel, aber der Geschmack ist deutlich besser. Außerdem werden von Kupfer Schwefelstoffe gebunden, und das bedeutet weniger Kopfweh am Tag danach.

Was sind Ihrer Meinung – neben der Brennweise – weitere nach Faktoren, die erstklassige Brände ausmachen?

Christian Schmid: Die Qualität beginnt schon beim Rohstoff, also bei einwandfreiem, sauberem und vollreifem Obst. Die Qualität einer Frucht zeigt sich bereits bei der Blüte, weshalb ich mir schon im Frühling Bäume unserer Partnerbetriebe ansehe. Der Brennmeister muss natürlich sauber arbeiten, und nach dem Brennen geht es um die richtige und ausreichende Lagerung bis zur Abfüllung in Flaschen.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei all Ihren Produkten?

Christian Schmid: Abgesehen von den kurzen Lieferketten und geringen Transportwegen wird bei uns alles mit Wärmerückgewinnung produziert. Die Schlempe (ausgebrannte Maische) wird zu Biogas weiterverarbeitet.

Erzählen Sie uns von Ihrer Schaubrennerei. Was gibt es bei Ihnen zu erleben?

Christian Schmid: Man kann bei uns dem Brennmeister über die Schulter schauen. Wir machen regelmäßig Führungen, wo man viel über den ganzen Prozess des Brennens erfahren kann. Abschließend ist natürlich die Verkostung wichtig, wir wollen ja nicht zu theoretisch sein.

Fast alle nutzen danach noch den Einkauf in unserem hauseigenen Shop, wo es eine Riesenauswahl gibt, die man sonst nirgends findet. In unserem Gastro-Bereich kann man sich auch mit einer Tiroler Jause stärken.

Ihre Produkte sind preisgekrönt. Welche Auszeichnungen konnten Sie für sich gewinnen?

Christian Schmid: Wir haben nicht nur – wie oben schon erwähnt – mit dem Tiroler Zirbener und der Brixx43 Dry Gin mehrere Auszeichnungen gewonnen, sondern mit mehr als einem Dutzend unserer Produkte. Unter anderem bei den World Spirits Awards, Falstaff und der DLG.

Über welche Distributionswege werden die Produkte vertrieben?

Christian Schmid: Ursprünglich waren wir nur in der Gastronomie aktiv. Mittlerweile kann sich der deutsche Endverbraucher auch über unseren Online-Shop Produkte nach Hause senden lassen. Wir arbeiten auch mit Fachgeschäften und vermehrt mit dem Lebensmittelhandel. Das hat uns in der Pandemie, als die Gastronomie geschlossen war, überleben lassen.

Welche Kommunikationsmaßnahmen nutzen Sie für die Vermarktung?

Christian Schmid: Wir sind ein kleiner Handwerksbetrieb und haben natürlich nicht die finanziellen Mittel für die Massenmedien. Also arbeiten wir sehr viel mit Tourismuspartnern zusammen, und wir machen mit einem kleinen Budget zielgerichtete Aktionen im Internet.

Wir stellen aber fest, dass die beste Werbung noch immer der zufriedene Kunde ist, weshalb wir sehr viele Stammkunden haben, die regelmäßig bei uns kaufen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Mundpropaganda: Da kommen viele Leute zu uns auf Empfehlung.

Welches Ihrer Produkte überzeugt Sie persönlich immer wieder?

Christian Schmid: Wie sagte schon ein alter Grieche? Über Geschmack lässt sich (nicht) streiten. Jeder muss selbst herausfinden, was ihm am besten schmeckt. Meine persönlichen Favoriten sind Schlehe (Schlehdorn), Zirbe und Williamsbirne.

Was sind Erbers Pläne für die Zukunft?

Christian Schmid: Wir wollen unser Qualitätsniveau und die Tiroler Schnapskultur aufrecht erhalten, weitere Preise gewinnen und dabei bodenständig bleiben.

Erber | erber-edelbrand.com | instagram.com/erber_edelbraende_brennhaeusl | facebook.com/erberedelbrand

+++ Wir bedanken uns bei Christian Schmid für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++

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