Auf den Spuren von Monkey 47? Sebastian Dresel über SELVA NEGRA
Als Alexander Stein, Gründer von Monkey 47, kürzlich im OMR Podcast über die Entstehung und den Aufstieg der Marke sprach, wurde einmal mehr deutlich, welch prägenden Einfluss Monkey 47 auf die deutsche Spirituosenbranche hatte. Die Geschichte des Schwarzwälder Gins ist längst zu einer Blaupause für erfolgreiche Markenentwicklung geworden – visionär, mutig und wegweisend.
Für junge Brands wie SELVA NEGRA ist dieses Beispiel gleichermaßen Inspiration und Herausforderung. Viele Kunden und Partner sehen in der Marke von Laurin Lehmann und Sebastian Dresel einige Parallelen zu Monkey 47: Schwarzwald, Qualität und Regionalität. Mit der ersten deutschen Agaven-Spirituosen sind sie – ähnlich wie Alexander Stein damals – in einer noch recht unbekannten Kategorie an den Start gegangen. Mit eigener Handschrift, klarer Haltung und internationalem Anspruch.
Im Gespräch erzählt Sebastian Dresel, warum der Vergleich mit Monkey 47 anfangs schwierig war, wie sie heute damit umgehen, welche Parallelen sie selbst sehen und weshalb SELVA NEGRA 2025 den nächsten großen Schritt geht.
Wie habt Ihr damals die Story von Monkey 47 verfolgt? Was hat Euch daran imponiert?
Sebastian Dresel: Die Story von Monkey 47 ist ohne Frage eine der prägendsten in der deutschen Spirituosenbranche. Es ist unumstritten, dass Monkey maßgeblich dazu beigetragen hat, dem Gin-Markt hierzulande überhaupt erst diese Bedeutung zu verleihen. Für uns war das eine absolute Vorzeige-Story. Wir gehören zu der Generation, die genau in dem Alter war, als Gin plötzlich richtig aufpoppte – das war eine magische Zeit und die letzten 15 Jahre waren geprägt von dem, was damals angestoßen wurde.
Monkey 47 war visionär.
In einer eher versteckten Kategorie wie Gin überhaupt zu agieren – und das dann auch noch so konsequent neu zu denken – war ein mutiger Schritt. Rückblickend ist das für uns eine der beeindruckendsten Leistungen der letzten 20 Jahre. Was dort geschaffen wurde, verdient tiefsten Respekt.

Die Gründer Laurin Lehmann (l.) und Sebastian Dresel. (Bild: SELVA NEGRA / Martin Moll)
Ihr werdet aktuell immer häufiger von Partnern und Kunden angesprochen, mit SELVA NEGRA der „neue Monkey 47“ zu sein. Woher kommt das Eurer Meinung nach?
Sebastian Dresel: Ganz offen: Am Anfang war dieser Vergleich für uns gar nicht so einfach. Monkey 47 war nicht der Grund, warum wir SELVA NEGRA ins Leben gerufen haben – unsere Vision und unser Weg standen immer für sich selbst. Daher wollten wir anfangs unbedingt unsere ganz eigene Story erzählen. Der ständige Vergleich hat uns da fast ein bisschen gestört.
Mit der Zeit haben wir aber gelernt, damit anders umzugehen. Heute sehen wir es als Kompliment, denn es gibt natürlich einige Parallelen: Wir kommen ebenfalls aus dem Schwarzwald, was auch naheliegt – dort gibt es die höchste Dichte an Destillen in Deutschland und die notwendige Erfahrung im Bereich Weinherstellung. Genau dort haben wir auch die besten Voraussetzungen für unseren Agaven-Weinbrand gefunden. Unser Brenner ist auch Winzer und das braucht dieses Produkt. Erfahrung, die gibt es dort.
Dass uns viele heute in eine ähnliche Richtung wie Monkey 47 verorten, macht uns mittlerweile wie gesagt eher stolz. Klar, das sind große Fußstapfen – aber wir gehen trotzdem unseren eigenen Weg. Was uns verbindet, ist vielleicht die Haltung: Beide Marken bewegen sich in einer Kategorie, die zunächst wenig beachtet war – bei Monkey war es Gin, bei uns ist es die Agaven-Spirituose. Beide Marken haben polarisiert, beide wurden anfangs kritisch beäugt – aber genau das hat auch Raum geschaffen für Innovation.
Hat das deutsche Gin-Segment wie kaum ein andere Marke geprägt: Monkey 47. (Bild: Monkey 47)
Wir erleben bei SELVA NEGRA ein ähnliches Spannungsfeld: Die einen feiern uns, gerade viele Jüngere, während andere erstmal kritisch sind – etwa weil sie glauben, wir würden Tequila oder Mezcal kopieren. Dabei tun wir genau das nicht: Wir interpretieren Agave auf unsere ganz eigene Weise, mit unserem Stil, unserem Anspruch und unserer Handschrift. Mexikaner verstehen unsere Herangehensweise sehr gut. Man könnte fast sagen, die vermeintlichen Retter der mexikanischen Brennkultur kommen heute aus Deutschland – was bei manchen Traditionsbewussten dort für Überraschung sorgt.
Und wie bei Monkey 47 geht es uns nicht nur um ein Produkt – sondern um eine Marke mit Haltung, Identität und Erlebniswelt.
Dass wir heute so gesehen werden, zeigt uns, dass wir mit SELVA NEGRA auf einem guten Weg sind.
Welche Parallelen sehr Ihr selbst?
Sebastian Dresel: Natürlich gibt es rückblickend einige Parallelen, auch wenn wir diese anfangs nicht bewusst gesucht haben. Monkey 47 hat damals den Gin-Markt analysiert und sich gefragt: Wie würde man Gin heute in Deutschland neu erfinden? Genau so gehen wir mit der Agave um. Wir betrachten die Agavenpflanze und überlegen: Wie würde ein deutscher Brenner heute mit diesem Ausgangsprodukt arbeiten? Wie bringen wir unsere Schwarzwald-DNA in den Brand? Das spiegelt sich sogar in der Aromatik wider – wir nutzen zusätzlich Zutaten aus der Region, was im weitesten Sinne den „Gin-Spirit“ aufgreift: lokal denken, eigenständig umsetzen.
Parallelen zeigen sich auch im Markenaufbau: Beide Marken setzen auf kontrolliertes Wachstum über Gastronomie und Hotellerie, arbeiten mit ausgewählten Getränkefachgroßhändlern zusammen und meiden größtenteils den klassischen Lebensmitteleinzelhandel – außer dort, wo kuratierte Shops aktiv nach dem Produkt fragen.
SELVA NEGRA, die erste deutsche Agaven-Spirituose. (Bild: SELVE NEGRA)
Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist der kompromisslose Fokus auf Qualität, Handwerk und Markenentwicklung. Monkey 47 wurde damals zwar ernst genommen – aber viele konnten sich nicht vorstellen, dass ein Produkt in dieser Preisklasse flächendeckend funktionieren kann. Der Markt war das schlicht nicht gewohnt. Ähnlich erleben wir das heute mit unserem Produkt im Premium-Segment. Doch wir sehen, dass Gastronomen und Kunden bereit sind, für Qualität, Charakter und eine authentische Story auch einen höheren Preis zu zahlen.
Darüber hinaus haben wir einen weiteren Fokus: Nachhaltigkeit. Unsere Herstellung spart im Vergleich zu importiertem Agavenbrand bis zu 80 % CO₂ ein. Das positioniert uns als moderne Marke, die den Zeitgeist trifft. Unterm Strich verbindet uns der kompromisslose Fokus auf Marke, Geschmack, Handwerk und Emotion – und die Liebe zum Detail, die beiden Produkten anzumerken ist.
Monkey 47 hat das Gin-Segment in Deutschland neu geprägt. Inwieweit tut Ihr das in Sachen Agaven-Spirituose auch?
Sebastian Dresel: Es wäre vermessen zu behaupten, dass wir schon einen ähnlichen Einfluss haben wie Monkey 47 damals im Gin-Markt. Unsere Idee ist es vielmehr, Menschen, die sich für Gin begeistern, auch für Agaven-Spirituosen zu öffnen. Wir sind selbst große Fans von Tequila und Mezcal und möchten als Türöffner in Deutschland und der DACH-Region fungieren, um diese faszinierende Welt näherzubringen.
International sind wir da schon eher eine klare Ergänzung der Kategorie und verändern diese auch – in Ländern, die Agave schon besser kennen, werden wir schnell als spannende Erweiterung wahrgenommen. Deutschland dagegen läuft aufgrund seiner Mixto-Tequila-Vergangenheit dem internationalen Trend noch hinterher. Hier leisten wir viel Aufklärungsarbeit.
Wir wollen, dass Deutschland Agave trinkt – und dafür sehen wir uns als passende Eintrittskarte.
Über eine ähnliche Entwicklung wie bei Monkey 47 wärt Ihr sicher ganz erfreut, oder?!
Sebastian Dresel: Das Wettbewerbsumfeld heute ist ein ganz anderes als damals. Es ist viel schwerer geworden, einen Markt zu erschließen – ohne dabei Monkey 47 und seine bahnbrechende Leistung schmälern zu wollen. Der Gin-Hype der letzten 15 bis 20 Jahre hat eine unglaubliche Markenvielfalt in der Gastronomie geschaffen, aber damit auch eine spürbare Zurückhaltung, weshalb es für neue Produkte sehr schwierig ist, Fuß zu fassen.
Gerade deshalb ist es umso bemerkenswerter, dass unsere Spirituose in dieser Preislage bereits in so vielen Gastronomiebetrieben präsent ist. Neue Produkte werden dort normalerweise sehr kritisch betrachtet, doch wir haben es geschafft, Vertrauen aufzubauen und als echte Bereicherung wahrgenommen zu werden – das ist für uns ein großer Erfolg. Grundsätzlich sind wir sehr glücklich über unsere Entwicklung und gehen Schritt für Schritt voran. Die Entwicklung von Monkey 47 ist einmalig und beeindruckend – das kann man nicht einfach kopieren. Wir schauen von Jahr zu Jahr und feiern jeden Schritt.
2024 hat SELVA NEGRA das Sortiment um REPOSADO und BLANCO erweitert (Bild: about-drinks.com)
Wir sind aber auch fest davon überzeugt, dass SELVA NEGRA eine sehr große und bedeutende internationale Marke werden kann. Agave boomt und ist der globe Trend überhaupt. Als First Mover in Europa haben wir die notwendigen Voraussetzungen dafür einen echten Impact. Dieses Selbstbewusstsein können wir uns erlauben – ob wir letztlich so groß werden wie Monkey 47, müssen andere entscheiden. Aber wir sehen das Potenzial klar und beantworten diese Frage mit einem deutlichen „Hoffentlich!“ :-)
Wir gehen unseren eigenen Weg und sind überzeugt, dass wir international schnell wachsen können. Unsere Besonderheit und der Fokus auf eine spezielle Kategorie wecken Interesse und Aufmerksamkeit.
2025 ist bei SELVA NEGRA Skalierungsjahr. Was bedeutet das und was ist für dieses Jahr noch geplant?
Sebastian Dresel: In den letzten drei Jahren haben wir intensiv investiert – in die Entwicklung neuer Produkte, die sinnvolle Erweiterung unseres Portfolios und den gezielten Markteintritt. Diese Phase war geprägt von großem Aufwand und auch signifikanten finanziellen Investitionen, um eine stabile Basis zu schaffen. Für 2025 steht nun die Skalierung im Vordergrund.
Wir konzentrieren uns darauf, den strukturierten Ausbau voranzutreiben und unsere Marktpräsenz zu erweitern.
Mit neuen Partnerschaften, beispielsweise mit Weißhaus in Österreich und Paul Ulrich in der Schweiz, stärken wir gezielt unsere Position in der DACH-Region.
In den kommenden Jahren liegt unser Fokus darauf, unsere Produkte erfolgreich am Markt zu etablieren und die geschaffenen Assets optimal zu nutzen. Damit legen wir die Grundlage für nachhaltiges Wachstum und zukünftigen Erfolg.
Unsere neuen Produkte treffen den Nerv der Zeit und werden von unseren Partnern und Kunden sehr gut angenommen. Wir konnten alle Listungen erfolgreich durchsetzen, gewinnen kontinuierlich neue Partner dazu und erweitern unsere geografische Präsenz in alle Richtungen.
SELVA NEGRA | Website | Instagram | LinkedIn
+++ Wir bedanken uns bei Sebastian Dresel für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++