„Every sip unlocks a story“: Sebastian Dräger über die Spirituosen-Manufaktur Copper & Brave
Copper & Brave ist eine außergewöhnliche Spirituosenmanufaktur aus Bremerhaven, die weit mehr als nur hochwertige Destillate anbietet. Die Marke steht für handwerklich exzellente Craft-Spirits und gleichzeitig für ein einzigartiges Storytelling-Konzept, das jede Flasche zu einem cineastischen Erlebnis macht. Mit großer Liebe zum Detail werden komplexe Erzählwelten erschaffen, in denen Steampunk-Abenteurer durch Raum und Zeit reisen – von geheimnisvollen Voodoo-Inseln über düstere Sanatorien bis zu rauen Boxringen im New York der 1930er-Jahre. Jede Spirituose ist dabei nicht nur geschmacklich durchdacht, sondern auch visuell ein Unikat.
Im Interview spricht Sebastian Dräger, Vertriebsleiter bei Copper & Brave, über die kreative Idee hinter den „Story Spirits“ und die besondere Verbindung von Geschmack, Erzählung und Erlebnis. Zudem gibt er Einblicke in das aktuelle Portfolio – vom „Voodoo Priest“ bis zum neuen Likör „Fofftein Seel“, der sich mit einem düsteren Kapitel Bremer Geschichte beschäftigt – und verrät, wie Copper & Brave Vertrieb, Markenbildung und Kundenerlebnis denkt.
Herr Dräger, Copper & Brave ist eine außergewöhnliche Manufaktur mit viel Liebe zum Detail. Was ist die Idee hinter der Marke und wie positionieren Sie sich im aktuellen Spirituosenmarkt?
Sebastian Dräger: Die Grundidee von Copper & Brave ist ziemlich simpel: Wir wollten eine Marke schaffen, bei der man nicht nur einen Drink ins Glas gießt, sondern gleich eine ganze Serie durchgehender Handlungsstränge im Stile einer Fernsehserie mitserviert. Unsere Spirituosen sind »Story Spirits« – jede Flasche ist eine kleine Zeitkapsel, die dich in eine andere Epoche, an einen anderen Ort mitnimmt. Ausgehend vom New London im Jahr 1867 reisen die Steampunk-Abenteurer und -Wissenschaftler Gabriel Copper & Tyler Brave durch Raum, Zeit und Dimension zu einem Freakshow-Zirkus an der französischen Küste 1919 bis hin zum Brooklyn Navy Yard 1932 oder einer verlassenen Voodoo-Insel in den 1960er-Jahren.
Im Markt positionieren wir uns bewusst zwischen klassischem Craft-Spirit und moderner Entertainment-Marke. Handwerklich sind wir kompromisslos – kleine Batches, hochwertige Destillate, ausschließlich natürliche Aromen und Gewürze. Inhaltlich erzählen wir komplexe, teilweise düstere Geschichten, die eher an einen Netflix-Blockbuster erinnern als an eine typische Spirituosenmarke – nicht umsonst heißt unser Markenversprechen intern: »Tastes like Netflix in a glass«.
Damit sprechen wir Gastronomie, Fachhandel und Endkund:innen an, die mehr wollen als nur »eine weitere Rum- oder Gin-Marke« im Regal. In einem gesättigten Spirituosenmarkt behaupten sich unsere Story Spirits aufgrund Ihrer starken Regalwirkung durch Spontankäufe und sorgen dann durch den außergewöhnlichen und überzeugenden Geschmack für nachhaltig-hohe Wiederkauf-Quote.
Ihre Spirituosen erzählen eindrucksvolle Geschichten – vom Zirkus der 1920er bis zur geheimnisvollen Voodoo-Insel. Wie entstehen diese ungewöhnlichen Konzepte?
Sebastian Dräger: Am Anfang steht bei uns nie die Spirituose, sondern immer eine Emotion: Wie soll sich ein Abend mit dieser Flasche anfühlen? Bedrohlich und mysteriös wie auf einer geheimnisvollen Voodoo-Insel in der Karibik? Elektrisierend wie ein illegaler Boxkampf auf der Brooklyn Navy Yard-Werft? Oder surreal wie ein skurriler Wanderzirkus an der französischen Küste kurz nach dem Ersten Weltkrieg?
Aus dieser Grundstimmung entwickeln wir gemeinsam im Team aus Storytellers, Kreativen und Designern unserer Agentur BRAUE Marken-Experten ein Marken-Narrativ für eine Epoche und eine konkrete Geschichte. Erst dann übersetzen wir das in Aromen: Welche Gewürze, Früchte und Texturen passen zu dieser Welt? So sind z. B. beim »Voodoo Priest« – The World’s only Ritual Rum die Kombination aus 3-jährigem Jamaica-Rum, Mandarine, Ingwer, Citrus, Zimt und Vanille ganz bewusst gewählt, um dieses unheimliche, ritualhafte Gefühl im Glas zu erzeugen.
Zeitgleich kommen Packaging und Design dazu – die Flasche ist bei uns immer ein wichtiger Baustein der Markengeschichte, nie nur ein notwendiges Gefäß und hübscher Mantel für den Inhalt. Besonders erwähnt werden muss wohl, dass jede einzelne Flasche von Hand eindekoriert sowie künstlich bearbeitet und gealtert wird – dadurch erwirbt der Kunde stets ein Unikat. Das ist sehr viel Aufwand – aber anders geht es nicht und wir wollen uns und unserer Markenvision treu bleiben.
Neben dem neuen Likör Fofftein Seel führen Sie auch Rum- und Gin-Spezialitäten im Sortiment. Können Sie uns einen Überblick über das aktuelle Portfolio von Copper & Brave geben und was die einzelnen Produkte so besonders macht?
Sebastian Dräger: Unser Portfolio besteht aktuell aus drei Rum-Spezialitäten, einem Gin und unserem neuen Likör »Fofftein Seel« – The World’s only Corpus Delicti Liqueur.
Auf der Rum-Seite haben wir »Voodoo Priest« – The World’s only Ritual Rum, einen Spiced Spirit auf Jamaica-Rum-Basis mit Mandarine, Ingwer, Citrus, Zimt und Vanille – die flüssige Einladung auf die vermeintlich verlassene Voodoo-Insel »Shango Cay« im Jahr 1962.
»Circus Black« – The World’s only Panopticon Rum nimmt die Genießer:innen mit ins Jahr 1919 in einen Freakshow-Zirkus an der französischen Küste: achtjähriger, fassgelagerter Rum aus der Dominikanischen Republik, veredelt mit Feige, Tonka- und Kakaobohne sowie einem Hauch Veilchenwurzel – ein sehr vielschichtiger Botanical Rum.
»Rumble Harbor« – The World’s only Bare Knuckle Brawlers Rum erzählt die Geschichte von harten Männer und illegalen Faustkämpfen im Jahre 1932 auf dem Brooklyn Navy Yard und schmeckt entsprechend kräftig: 4-jähriger Jamaica-Rum mit Heidelbeere, Macadamia, Butterscotch und Schokolade verfeinert.
»Raven Hills« – The World’s only Asylum Gin ist unser New Western Gin, angesiedelt in einem entlegenen Sanatorium für hochaggressive kriminelle Geistesgestörte im Jahr 1892 in England – ein klares Getreidedestillat mit Minzblatt-Essenzen, Basilikum, Rosmarin, Orange und Limette. Nicht klassisch wacholderlastig, sondern die perfekte Balance von kräuterig-fruchtigen Noten mit einem Hauch zerbrechlicher Frische.
Und schließlich »Fofftein Seel«, unser Likör auf Weizenfeindestillat-Basis mit Essenzen von Rum-Rosinen, Zitrusfrüchten, Orangenzesten, Vanille, Mandeln, Kardamom und einer subtilen Salznote – eine Hommage sowohl an den süßen Bremer Klaben als auch an das bittere, dunkle Kapitel der Bremer Geschichte.
Mit Fofftein Seel bringen Sie ein Stück Bremer Kriminalgeschichte ins Glas. Was hat Sie an der Geschichte um Gesche Gottfried besonders fasziniert?
Sebastian Dräger: Mich fasziniert an Gesche Gottfried vor allem die extreme Ambivalenz: Nach außen eine zugewandte, hilfsbereite Frau – und gleichzeitig »der dunkle Engel von Bremen«, die 15 Menschen vergiftet hat. Diese Spannung zwischen vermeintlicher Süße und tiefster Finsternis passt erschreckend gut zu unserem erzählerischen Ansatz. Wir wollen nicht moralisieren, aber zeigen, wie nah Licht und Schatten manchmal beieinanderliegen.
Der Name »Fofftein Seel« – Plattdeutsch für »fünfzehn Seelen« – macht diese Dimension unmittelbar spürbar. Dazu kommt, dass die Geschichte in Bremen überall noch greifbar ist: vom »Spuckstein« direkt am Domshof bis zu Stadtführungen, die sich mit den Taten Gesche Gottfrieds befassen. Für uns war klar: Wenn wir dieses Thema anfassen, dann mit Respekt, gebührender Distanz zur Sensationslust – und mit einem Produkt, das bei allem Schau- und Genusswert auch zum Nachdenken anregt.
Der Likör erinnert geschmacklich an den Bremer Klaben, ein traditionelles, fruchtiges Hefegebäck aus der Hansestadt, das oft mit dem Christstollen verglichen wird. Wie kam es zu dieser geschmacklichen Verbindung und wie haben Sie das Aroma in flüssiger Form umgesetzt?
Sebastian Dräger: In der Legende um Gesche Gottfried taucht immer wieder die Vorstellung eines verführerisch süßen, »harmlosen« Likörs auf – und wenn man in Bremen über süße Verführung spricht, landet man sehr schnell beim herrlichen Klaben. Uns ging es weniger darum, den Bremer Klaben 1-zu-1 zu kopieren, sondern das Gefühl eines buttrig-fruchtigen, winterlichen Gebäcks in die Flüssigkeit zu übersetzen.
Sensorisch heißt das: Wir arbeiten mit einem klaren Weizenfeindestillat als Basis und setzen darauf Auszüge von in Rum eingelegten Rosinen, Zitrusfrüchten, Orangenzesten, Vanille, Mandeln, Kardamom und einer subtilen, salzigen Note, die an Butterkruste und Meeresbrise erinnert – Bremen und Küste ohne Kitsch, aber mit Wiedererkennung.
Wir haben unzählige Proberunden gedreht, ausschließlich mit natürlichen Aromen und Gewürzen, bis wir an dem Punkt waren, an dem viele Tester:innen spontan sagten: »Das ist geschmacklich verdächtig nah am Klaben.« Genau diese »Verdächtigkeit« ist ja auch inhaltlich Programm.
Die Produkte sind nicht nur geschmacklich, sondern auch visuell sehr besonders. Welche Rolle spielt das Design bei Copper & Brave?
Sebastian Dräger: Design ist bei Copper & Brave keine nachgelagerte Dekoration, sondern ein gleichberechtigter Teil des Gesamterlebnisses. Wir begreifen jede Flasche als Requisit aus einer anderen Zeit – etwas, das man theoretisch in einer Asservatenkammer, einem Sanatorium oder auf einem alten Frachter finden könnte. Beim »Fofftein Seel« etwa erinnern die historische Flaschenform und die scheinbar zufällig aufgebrachten Label an ein historisches Beweisstück: Statt klassischer Etiketten finden sich Amtssiegel, die an die Asservierung erinnern, und als besonderes Detail eine Miniatur des legendären Bremer »Spucksteins« auf jeder Flasche.
Auch unsere anderen Produkte sind so gestaltet, dass sie im Backboard einer Bar wie Requisiten einer Serie wirken: starke Typografie, illustrative Elemente und viel Liebe zu haptischen Details. Diese visuelle Kraft hilft uns im Vertrieb enorm – unsere Partner:innen erzählen, dass Gäste die Flaschen fotografieren, gezielt nachfragen und die Spirituosen gezielt bestellen. Das Etikett ist für uns also kein Schmuck, sondern ein emotionales Erzählwerkzeug.
Was unterscheidet Copper & Brave aus Ihrer Sicht von anderen Anbietern im Craft-Spirits-Bereich – insbesondere im Hinblick auf Vertrieb und Markenbildung?
Sebastian Dräger: Viele Craft-Spirit-Marken arbeiten sehr produktzentriert – Rezeptur, Herkunft, Handwerk. Das machen wir natürlich auch, aber unser Hebel in Vertrieb und Marke ist die Geschichte dahinter. Wir verkaufen nicht nur Rum, Gin oder Likör – wir verkaufen Erlebnisse, die man weitererzählen möchte. Diese Weitergabe ist ein wichtiger Teil unserer Markenstrategie: »word of mouth« im wahrsten Sinne des Wortes.
Im Vertrieb setzen wir daher stark auf Partner:innen, die Lust haben, das mitzuspielen: hochwertige Gastronomie, Bars mit Profil, ausgewählte Fach- und Concept-Stores. Wir unterstützen mit Storycards, aüfwändigen Booklets, Schulungen, Signature-Drinks und Content, der die Zeitreise-Welt von Copper & Brave erlebbar macht – on- und offline. Preisaktionen, die Marke austauschbar machen, sind für uns nicht interessant – lieber schaffen wir Begehrlichkeit über sammelwürdige Flaschen und eine stringente Markenwelt, die sich vom Webshop bis zur Barfläche durchzieht.
Wie reagieren Kundinnen und Kunden auf die Verbindung aus handwerklicher Qualität, spannendem Storytelling und markantem Design?
Sebastian Dräger: Kurz gesagt: mit Neugier, Fotos und vielen Fragen. Die meisten Menschen entdecken Copper & Brave zunächst mit den Augen – eine Flasche fällt in der Bar oder im Regal auf – und merken dann beim ersten Schluck, dass der Inhalt das Versprechen des Designs erfüllt. Häufig hören wir, dass unsere Spirituosen »Gespräche auslösen«: Man erzählt sich die abenteuerlichen Geschichten zu den Spirituosen, diskutiert über die historischen Bezüge oder spinnt die Stories am Tisch weiter.
Für mich als Vertriebsleiter ist besonders spannend, dass diese emotionale Tiefe zu hoher Wiederkaufsrate führt – gerade im Geschenkebereich. Wer einmal »Voodoo Priest« oder »Raven Hills« verschenkt hat, kommt immer wieder zurück, um »die nächste Staffel« auszuprobieren. Und mit unserem »Fofftein Seel« erleben wir, dass Kund:innen bewusst nach »dem Bremer Krimi-Likör« fragen, weil sie die spannende, aber echte Geschichte dahinter beeindruckt.
Gibt es bereits Pläne für neue Produkte, neue Geschichten oder spannende Kooperationen, die Sie schon verraten dürfen?
Sebastian Dräger: Wer unsere Marke kennt, weiß: Wenn man Figuren wie Gabriel Copper und Tyler Brave einmal auf Zeitreise geschickt hat, kann man sie nicht einfach in Rente schicken. Natürlich arbeiten wir im Hintergrund an den nächsten »Episoden« – einer neuen Epoche, einem bislang unentdeckten Schauplatz und einer weiteren Spirituose, die stilistisch wieder mutig aus dem gewohnten Rahmen fällt.
Parallel sprechen wir mit ausgewählten Bars und Branchen-Partnern über kleine, kuratierte Kooperationen – etwa spezielle Drink-Menüs rund um eine unserer Stories oder limitierte Editionen im Packaging-Bereich. Zu viel verraten möchte ich heute noch nicht, aber ich kann versprechen: Die nächste Zeitreise von Copper & Brave wird erneut an der außergewöhnlichen Schnittstelle von Story, Entertainment, Design und Taste stattfinden. Getreu unserem Motto »Every sip unlocks a story«.
Als kleine Bremerhavener Manufaktur ist uns die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Partnern aus Gastronomie und Handel wichtig. Gleichzeitig verstehen wir Copper & Brave als international anschlussfähige Marke: Zeitreisen, Mythen und besondere Liquids in coolem Design funktionieren in Berlin genauso wie in Wien, Amsterdam und Kopenhagen. Wer Lust hat, unsere ungewöhnlichen Spirituosen in sein Sortiment aufzunehmen, ist hiermit herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden.
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+++ Wir bedanken uns bei Sebastian Dräger für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++






























