Raphael Vollmar und Gerald Koenen über Siegfried Gins Collabs

Siegfried Gin steht seit jeher für Qualität, Haltung – und Mut zu Kooperationen. Die vielfach ausgezeichnete Marke der Rheinland Distillers hat bereits mit starken Partnern wie DC und Warner Bros., Domino’s, Edding, RONCALLI, Amorelie oder Underberg Sondereditionen gelauncht. Doch es geht dabei nie um schnelle Reichweite oder bloße Markenlogos auf der Flasche, sondern um echte inhaltliche Verbindung und gemeinsame Werte.

Wie genau solche Collabs entstehen, warum Siegfried die perfekte Marke dafür ist und welche Anfragen sie dankend ablehnen, erzählen die Gründer Raphael Vollmar und Gerald Koenen im Interview.

Euer Rheinland Dry Gin ist erwiesenermaßen ein ausgezeichnetes Produkt. Mit Kooperationen setzt Ihr Siegfried aber immer wieder neu in Szene. Wie wichtig sind solche Partnerschaften für die Marke?

Raphael Vollmar: Wie in allen Branchen buhlen Unternehmen um die immer kürzer werdende Aufmerksamkeit der Menschen. Zu Beginn unserer Tätigkeit in der Spirituosenindustrie ging es darum, eine Rechtfertigung zu liefern, warum man gerade zu Siegfried greifen sollte. Da hat uns die schiere Menge an Auszeichnungen geholfen, Relevanz zu belegen, denn Gin gab es in Hülle und Fülle.

Mit einem ausgezeichneten Produkt in einer schönen Flasche kommt man aber nicht weit, denn das ist noch lange keine Marke. Wir haben schon sehr früh die Nähe zu anderen Marken gesucht, um in verschiedenen Zielgruppen wahrgenommen zu werden und damit die Marke Siegfried zu etablieren. Dies ist etwas, was wir uns lange und hart erarbeitet haben.

Es klappt nur, wenn man in einer Zielgruppe eine Sonderstellung hat – das kann man nicht erzwingen oder kaufen.

Wie kann man sich das vorstellen: Geht Ihr auf die Marken zu oder wenden sie sich an Euch? Warum ist Siegfried in Euren Augen der perfekte Kooperations-Partner?

Gerald Koenen: Anfänglich waren wir diejenigen, die sich als Partner angeboten haben. Wir haben dabei darauf geachtet, herausragende Marken verschiedenster Branchen auszuwählen. Mit der Zeit haben wir uns einen Namen gemacht und werden als ausreichend sensibel im Umgang mit Marken wahrgenommen. Mittlerweile werden wir nun öfter angesprochen. Auf Augenhöhe versteht sich.

„Wir bei Siegfried lieben alles, was Freude macht und nicht Nullachtfünfzehn ist.“ steht auf Eurer Website. Bei welchen Anfragen würdet Ihr denn dankend ablehnen?

Raphael Vollmar: Wir sind keine Lohnabfüller und unsere Marke kann man nicht kaufen. Wir erhalten immer wieder Anfragen, ob wir „Interesse an einer Kooperation“ haben, die sich darauf beschränkt, dass wir das Logo einer Firma auf unsere Flasche drucken und diese dann bestenfalls für ein Firmenjubiläum in kleiner Stückzahl produzieren sollen. Für solche Aufgaben gibt es Herstellerbetriebe, deren Geschäftsmodell dies ist, hier sind wir aber nicht der richtige Ansprechpartner. Darum gibt es von uns auch nicht die x-te Bundesliga-Vereins-Edition.

Was war für Euch persönlich die größte oder wichtigste Kooperation?

Gerald Koenen: Jede Kollaboration auf Markenebene hat eine eigene Geschichte, eine eigene Dynamik und am Ende auch eine ganz individuelle Umsetzung. Es mag vielleicht wie ein Platzhalter klingen, aber jede Zusammenarbeit ist ein Highlight für sich und hat einen festen Platz in unserer Firmenhistorie, so dass es unfair wäre, einzelne als „besonders groß“ hervorzuheben.

Blicken wir auf ein paar Collabs zurück: 2020 habt Ihr zum Filmstart von Birds of Prey mit DC und Warner Bros. zusammengearbeitet – zwei ganz große Namen. Wie kam’s dazu?

Raphael Vollmar: Alles fing mit einer schlichten Mail an, die uns erreichte und im ersten Moment wie eine Massenmail aussah. Das aus einer fast generischen Nachricht herauskam, dass Siegfried die erste Spirituosenmarke der Welt ist, die das DC Comic Label trägt und sogar fast im neuesten Batman-Film mitgespielt hätte, hätte niemand erwartet. Das Learning daraus: Größe ist kein Argument mehr. Haltung schlägt Reichweite. Wenn Du weißt, wofür Du stehst, kannst Du auf Augenhöhe mit Playern agieren, die tausendmal größer sind als Du selbst.

Mit AMORELIE hat Siegfried einen Ausflug in die Welt der Erotik gewagt. Wie sah die Zusammenarbeit aus?

Gerald Koenen: Hier ein Beispiel dafür, dass wir aktiv auf einen Partner zugegangen sind und dass man manchmal etwas Geduld mitbringen muss. In der Tat haben wir hier viel früher die Fühler ausgestreckt, als man vielleicht meint. Als es dann in den Zeitplan aller Beteiligten gepasst hat, wurde dann umgesetzt. Übrigens auch ein plakatives Beispiel für die Tatsache, dass wir unsere Kooperationen auf Markenebene machen, nicht um Geld zu verdienen. Die 69 Flaschen der Limited Edition konnte man nur gewinnen, denn „Liebe kann man nicht kaufen“.

Zu Halloween 2023 habt Ihr Euren Gin in ein Underberg-Outfit geworfen. Aus Spaß wurde dann Ernst – wie genau?

Raphael Vollmar: Gerald hatte sich im Oktober 2023 mit Hubertine Underberg im Rahmen des Bar Convent Berlin zufällig unterhalten und es fiel der Satz, dass man „mal was gemeinsam machen müsste“. Zurück daheim hat er den Prototypen gebastelt, mit dem Handy fotografiert und mit einem Augenzwinkern nach Rheinberg geschickt. Einige Tage danach bot es sich an, die „Verkleidung“ als Halloween-Post zu verarbeiten.

Wie der Zufall es wollte, ist binnen weniger Wochen daraus eine Limited Edition geworden. Ungewöhnlich aus vielerlei Hinsicht, denn es ist überhaupt nicht alltäglich, dass zwei Marken innerhalb einer Industrie ein Tänzchen wagen. Man stelle sich einen Nike-Schuh mit drei Streifen vor oder einen Mercedes mit Porsche-Motor …

Underberg war innerhalb der Industrie und damit „so nah“. Welche Kollaboration war denn am „weitesten weg“?

Gerald Koenen: Wirklich weit weg war die Hyaluron-Hautpflege, die wir mit unseren Freunden von EUBOS umgesetzt haben. Es ist zwar schon einige Jahre her, aber noch sehr präsent. Als die Idee von EUBOS kam, eine Hautpflege mit Gin zu machen, waren wir sofort Feuer und Flamme. Kaum hatten wir uns versehen, fand unsere Marke an einer Stelle statt, wo man eigentlich keinen Gin erwarten würde – deutschlandweit in Apotheken. Uund das mit einer Reichweite, die nur schwer zu übertreffen ist.

In Eurer jüngsten Kooperation, die auf dem Bar Convent Berlin 2025 gelauncht wurde, dreht sich alles um Pizza. Erzählt uns davon!

Raphael Vollmar: Im ersten Moment mag man vielleicht denken, dass die beiden Marken nicht zueinander passen, das Gegenteil ist aber der Fall. Mit ca. 21.500 Standorten ist Domino’s Pizza das weltweit größte Franchise im Bereich Pizza. Eine echte MEGA-Brand. Umso stolzer waren wir, als uns die Anfrage erreichte. Schaut man genauer hin, so sind die Claims unserer beiden Marken so weit nicht voneinander entfernt.

„ISS NICH NORMAL“ und „Better Good TIMES“ passen sogar sehr gut zusammen; auch die Kombination aus Gin & Tonic und Pizza. Zum Glück haben wir auch technologisch dazugelernt, denn der Run war so groß, dass wir binnen zwei Minuten ausverkauft waren – ohne dass unsere Shopsysteme eingeknickt sind.

Ausverkauft binnen Minuten, Amorelie wurde verlost und man konnte sie erst gar nicht kaufen. Kribbelt es da nicht in den Fingern, richtig Geld mit solchen Editionen zu verdienen?

Gerald Koenen: Mit unseren Sondereditionen verfolgen wir viel höhere Ziele. Ein Versuch, hier kurzfristig Geld zu verdienen, wäre in gewisser Weise Verrat an den Menschen, die versuchen, eine der Raritäten zu ergattern. Schraubt man den Preis hoch ist das ähnlich unattraktiv wie eine auf Absatz optimierte hohe Stückzahl. Zwei Wege, die wir an dieser Stelle nicht einschlagen wollen.

Roncalli, Edding, 1UP Crew, Deutsche Bahn, Bordbar usw. – die Liste ist lang. Gibt’s denn schon neue Ideen für weitere Partnerschaften?

Raphael Vollmar: Eine rhetorische Frage zum Ende mit vorhersehbarer Antwort. Natürlich sind wir weiterhin voller Ideen und Tatendrang. Auch wenn die Liste der potenziellen Partner immer kleiner und exklusiver wird, wird es immer Marken geben, die durch ihre klare Positionierung und Haltung wie gemacht sind für eine Zusammenarbeit mit uns. Auch wenn wir weiterhin mehr ablehnen müssen, als annehmen zu können.

Siegfried Gin | Website | Instagram | Facebook | LinkedIn

+++ Wir bedanken uns bei Raphael Vollmar und Gerald Koenen für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++