120 Jahre Penninger: Stefan Penninger über Tradition und Innovation
Die Alte Hausbrennerei Penninger gehört seit Generationen zu den bekanntesten Namen in der deutschen Spirituosenlandschaft. Was einst mit Essig begann, hat sich über Jahrzehnte hinweg zu einer festen Größe entwickelt – geprägt durch Mut zur Veränderung, handwerkliche Präzision und regionale Verwurzelung. Zum 120-jährigen Jubiläum setzt das Familienunternehmen aus dem Bayerischen Wald nun ein besonderes Zeichen: Mit dem GRAPHIT Cask Strength Rum präsentiert Penninger seinen ersten selbst vergorenen und destillierten Rum – kraftvoll, komplex und überraschend anders.
Im Interview spricht Geschäftsführer Stefan Penninger über die Geschichte des Unternehmens, die Entwicklung eines außergewöhnlichen Produkts und den Blick nach vorn in eine Zukunft zwischen Heimat und internationaler Spirituosenkultur.
120 Jahre Penninger – eine beeindruckende Geschichte. Was bedeutet dieses Jubiläum?
Stefan Penninger: Eine so lange Firmengeschichte zu erreichen ist natürlich ein Grund zur Freude. So wie meine Vorgänger, und so wie viele Familienunternehmer, denke ich in erster Linie langfristig. Wir mussten uns in jeder Generation neu erfinden, immer gab es neue Voraussetzungen – und neue Chancen. Mir stellt sich jetzt die Frage, sehen wir uns, als Firma und in der gesamten Branche, vielleicht am Beginn einer ganz neuen Ära? Das wird nur die Zeit zeigen.
Vom Essigbrauer zur Spirituosenikone: Welche Meilensteine haben die Entwicklung von Penninger über die Jahrzehnte am stärksten geprägt?
Stefan Penninger: Eine sehr gute Frage! Die größten Meilensteine waren sicher die Einführung des Penninger Blutwurz, der uns zum Household Name auch über Bayern hinaus machte, und die Eröffnung unserer neuen Whiskybrennerei in Waldkirchen. Beide zeigen: Erfolg braucht Weitsicht – wie sie schon mein Großvater zeigte, als er uns vom Produzenten loser Ware für die Gastronomie zum Markenhersteller formte. Der Erfolg hat viele Väter, und es mussten viele Puzzlestücke zusammenfallen, um ein großes, ganzes Bild zu ergeben.
Zum Jubiläum gibt’s mit dem GRAPHIT Cask Strength Rum eine echte Premiere auf den Markt – den ersten selbst vergorenen und destillierten Rum von Penninger. Warum fiel die Wahl gerade auf Rum?
Stefan Penninger: Wenn man einen Sportwagen besitzt, so sollte man ihn auch ausfahren. Und so wollten wir mit unserer neuen Brennerei in Waldkirchen etwas zeigen, das unsere handwerkliche Expertise unterstreicht und gleichzeitig überrascht. Rum bietet eine unglaubliche geschmackliche Vielfalt und passt perfekt zu unserer Philosophie, regionale Wurzeln mit internationaler Trinkkultur zu verbinden. Mit dem GRAPHIT Rum in der Cask Strength zeigen wir, dass man auch im Bayerischen Wald einen Weltklasse-Rum kreieren kann – authentisch, kraftvoll, und mit einer einzigartigen Handschrift.
Was war bei der Entwicklung des Produkts besonders wichtig?
Stefan Penninger: Bei der Entwicklung des GRAPHIT Cask Strength Rum stand absolute Ehrlichkeit im Vordergrund. Wir wollten einen Rum, der unseren Geist widerspiegelt: unverfälscht, charakterstark und mit einer klaren Verbindung zum Bayerischen Wald. Deshalb haben wir die gesamte Produktion – von der Gärung der Zuckerrohrmelasse bis zur Destillation – in unserer Brennerei in Waldkirchen umgesetzt. Die dreijährige Reifung in neuen, getoasteten Fässern aus amerikanischer Weißeiche verleiht ihm Tiefe und Komplexität, ohne Zusätze wie Dosage oder Farbstoffe. Unser Ziel war ein Rum, der pur überzeugt, aber auch in der Mixologie neue Maßstäbe setzt – ein Produkt, das Fachhändler und Gastronomen begeistert, weil es Qualität und Story vereint.
Die Aromatik des GRAPHIT Cask Strength Rum ist ungewöhnlich für einen bayerischen Rum – mit Anklängen an High-Ester-Styles aus Jamaika. Wie entstand dieses spannende Profil?
Stefan Penninger: Die fruchtigen Noten ergeben sich im Zusammenspiel aus hochwertiger karibischer Zuckerrohrmelasse und einer relativ hohen Gärtemperatur, wie sie auch in tropischen Ländern entstehen würde. Damit entwickelt sich zudem noch die Rauheit und der leicht rauchige Einfluss, wie wir ihn aus kubanischen Rums kennen. Diese Kombination war mir persönlich sehr wichtig, alle unsere Produkte, egal ob Rum, Whisky oder Gin, sollen auf der ganzen Welt von Genießern sofort als das erkannt werden, was sie sind. In unserem GRAPHIT Rum Cask Strength duftet die Karibik sozusagen aus allen Molekülen.
Mit nur 2.200 Flaschen ist die Edition streng limitiert. An wen richtet sich dieser Rum – eher an Sammler, Barprofis oder auch an neugierige Genießer?
Stefan Penninger: Eine Spirituose soll genossen werden, das ist ihr einziger Daseinszweck. Das Sammeln von Spirituosen macht für mich nur Sinn im Stil einer „Aromen-Bibliothek“, an die ich immer wieder herangehe und aufs Neue verkoste. Der GRAPHIT Rum ist für alle, die echten, unverfälschten Genuss suchen – ob pur, im Cocktail oder als besonderes Geschenk. Wir wollen nicht nur Flaschen im Regal darstellen, sondern Erlebnisse im Glas.
Seit Jahren steht Penninger für mutige Produktinnovationen – vom Blutwurz bis zum eigenen Whisky. Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Tradition und Innovation?
Stefan Penninger: Jede Penninger-Generation musste sich neu erfinden, und nur dieses Neue führte dazu, dass es uns nun so lange gibt, dass wir eine Tradition haben. Insofern sehe ich das eine, die konstante Innovation, als absolute Voraussetzung, um später das andere, die Tradition, zu erlangen. Ich persönlich bin überhaupt nicht der Typ, der auf Traditionen fixiert ist. Wir bauen natürlich auf unserer langen Historie auf, und stehen damit auf den „Schultern von Giganten“, aber unser Blick ist immer nach vorne gerichtet, in die Zukunft: Was können wir noch machen, womit können wir uns beweisen, wem können wir damit Freude bereiten?
2025 ist nicht nur ein Jubiläumsjahr, sondern auch ein Ausblick in die Zukunft. Welche Themen oder Projekte werden Penninger in den nächsten Jahren besonders beschäftigen?
Stefan Penninger: Eine jede Krise hat einmal ein Ende, und auch die aktuellen trüben Tage werden vergehen. Und wenn die Talsohle durchschritten ist, wird dies für Fachhandel und Gastronomen bedeuten: Wir haben für unsere Freunde und Fans ein breites Portfolio an hochwertigen fassgelagerten Spirituosen unterschiedlichster Typen im Sortiment. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit den großen Themen unserer Zeit, etwa soziale Verantwortung und den alkoholfreien Genuss. Unser Penninger Alkoholfrei 0,0%, den wir in diesem Frühjahr präsentieren konnten, ist da nur der erste Schritt. Aus Sicht der Nachhaltigkeit wollen wir auf allen Stufen besser werden, noch mehr regionale Rohstoffe, noch geringerer Materialeinsatz und mehr erneuerbare Energieträger verwenden.
In Waldkirchen steht das moderne Besucherzentrum mit gläserner Produktion. Welche Rolle spielt der direkte Kontakt mit den Kunden für die Markenidentität?
Stefan Penninger: Unser Besucherzentrum in Waldkirchen ist das Herzstück unserer Markenidentität. Hier zeigen wir, wie transparent und leidenschaftlich wir arbeiten – von der Rohstoffannahme bis zur Abfüllung. Kunden können unsere Brennerei live erleben, unsere Produkte verkosten und in unserer Brasserie regionale Speisen genießen. Dieser direkte Kontakt schafft Vertrauen und Begeisterung, weil die Menschen die Geschichte hinter jedem Produkt spüren. Für Fachhändler und Gastronomen ist das ein großer Vorteil: Unsere Produkte kommen mit einem menschlichen Hintergrund, den sie im Verkauf oder in der Bar leicht vermitteln können. Die gläserne Produktion und unsere Brennerei-Tour machen Penninger zu einer Marke, die man nicht nur trinkt, sondern erlebt.
Wenn man sich die nächsten 120 Jahre Penninger vorstellt: Welche Wünsche gibt es – für das Unternehmen, die Region und die Menschen, die mit Penninger verbunden sind?
Stefan Penninger: Für die nächsten 120 Jahre wünsche ich mir, dass Penninger weiterhin für Qualität, Authentizität und Innovation steht. Ich möchte, dass wir als Familienunternehmen unsere Werte bewahren und gleichzeitig die Welt der hochwertigen Genüsse mit neuen Ideen bereichern. Für die Region Bayerischer Wald hoffe ich, dass wir als Unternehmen weiterhin Arbeitsplätze schaffen und den Tourismus stärken, etwa durch unser Besucherzentrum. Den Menschen, die mit Penninger verbunden sind – von unseren Mitarbeitern über Fachhändler bis hin zu unseren Konsumenten – wünsche ich viele genussvolle Momente, die sie mit unseren Produkten erleben.
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+++ Wir bedanken uns bei Stefan Penninger für das offene und sehr interessante Interview! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt! +++