Kommentar zur Glaspfand-Debatte: „Mehrweg braucht klare Anreize“
Immer mehr Glas-Mehrwegflaschen landen im Müll, weil Verbraucherinnen und Verbraucher den Pfandwert geringschätzen. Das ist ein Alarmsignal für die Kreislaufwirtschaft. Wenn Pfandbeträge über die Jahre unverändert bleiben, verlieren sie ihre Lenkungswirkung – in Zeiten von steigenden Betriebskosten und Inflation umso mehr.
Vor diesem Hintergrund beleuchtet der folgende Kommentar von Ibrahim Akpinar, Gründer und Geschäftsführer des mittelständischen Getränkeeinzel- und -großhandels Akpinar Getränke, und seines Verkaufsdirektors National, Miran Hama, die zentrale Rolle der Endkonsumentinnen und -Konsumenten in der Pfandfrage. Die beiden begrüßen die aktuelle Diskussion und plädieren für eine moderate Anpassung des Glas-Mehrwegpfands:
Wir halten es für richtig, dass unsere Branche Pfandsätze im Sinne der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung regelmäßig auf ihren Effektivität hin überprüft. Ein zu niedriges Pfand gefährdet die Rücklaufquote und führt zu Mehrkosten für Sammlung und Reinigung, was dem Ziel der Kreislaufwirtschaft widerspricht.
Miran Hama, Verkaufsdirektor National bei Akpinar Getränke | Bildrechte: Akpinar Getränke
Aus unserer Warte sind Verbraucherinnen und Verbraucher die entscheidende Dimension in der Pfanddebatte. Ob die Kreislaufwirtschaft funktioniert, steht und fällt mit ihrem Verhalten. Brancheninitiativen entfalten ihre volle Wirkung erst dann, wenn sie entscheidende Einflussfaktoren auf das Konsumverhalten berücksichtigen und die Erwartungshaltungen der Menschen ernstnehmen. Denn die Mehrheit, davon sind wir überzeugt, will „das Richtige“ tun.
Die Aufgabe der Getränkeindustrie ist es nun, passende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit nachhaltiges Handeln wieder attraktiv und selbstverständlich wird. Eine faire Pfand-Erhöhung schafft dahingehend Anreize für Verbraucherinnen und Verbraucher und vermeidet weiterhin Müll im öffentlichen Raum. Konkret schlagen wir eine Anhebung des Glas-Mehrwegpfands von aktuell acht auf 15 bis 20 Cent vor. Dieser Beitrag bleibt unterhalb der 25-Cent-Schwelle für Einwegpfand und berücksichtigt die Realität zunehmender Betriebskosten im Mehrwegsystem.
Gleichzeitig muss im Falle einer Anhebung die finanzielle Belastung durch das Mehrwegsystem zwischen Herstellern, Groß- und Einzelhändlern gerecht aufgeteilt werden, sodass insbesondere KMU wettbewerbsfähig bleiben: Erstere tragen weiterhin die Grundkosten für Abfüllung, Reinigung und Logistik, profitieren aber von der gesteigerten Rücklaufquote. Groß- und Einzelhändler geben der erhöhten Pfandwert ohne zusätzliche Marge an Endkonsumentinnen und -Konsumenten weiter. Kleine und mittelständische Betriebe sollten durch brancheneigene Ausgleichsfonds oder Kooperationsmodelle entlastet werden, damit sie die Umstellung stemmen können.
Wir, die Getränkewirtschaft, stehen in der Verantwortung, Mehrweg zukunftsfähig zu gestalten und so unsere Kreislaufwirtschaft langfristig zu stabilisieren. Gelingt unserer Branche keine freiwillige Einigung auf eine sinnvolle Anpassung, sehen auch wir gesetzlichen Regelungsbedarf. Dabei sollte eine verbindliche Pfand-Mindesthöhe gelten, die die realen Aufwendungen für Sammlung, Reinigung und Rückführung berücksichtigt, ohne Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen übermäßig zu belasten.
Über Ibrahim Akpinar
Ibrahim Akpinar ist Gründer und Geschäftsführer des mittelständischen Getränkeeinzel- und -großhandels Akpinar Getränke. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Köln. Seit seiner Gründung im Jahr 1993 zählt das Familienunternehmen zu den festen Größen im regionalen Getränkefachgroßhandel.
Über Miran Hama
Miran Hama ist erfahrener Vertriebsprofi mit klarem Fokus auf Getränkefachgroßhandel und markengetriebene Produktentwicklung. Als Verkaufsdirektor National B2B beim inhabergeführten Kölner Getränkeeinzel- und -großhändler Akpinar Getränke verantwortet Hama die bundesweite Expansion dessen Eigenmarkenportfolios sowie den Auf- und Ausbau wertbringender Vertriebspartnerschaften.
Quelle/Bildquelle: Akpinar Getränke