Brauwirtschaft zeichnet Forschung zur Verbesserung der Resilienz von Braugerste aus
„Der Sommer ist für Brauerinnen und Brauer die schönste Jahreszeit – Sonnenschein und weißblauer Himmel lassen sich mit einem kühlen Bier im Biergarten oder zu Hause entspannt genießen.“ Mit diesen Worten begann Dr. Stefan Kreisz in seiner Funktion als Vorsitzender des Beirates der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft (Wifö) die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger des Henrich-Funke-Pschorr-Forschungspreises – eine Auszeichnung, die seit 2005 inzwischen zum 11. Mal von den deutschen Brauereien für besonders praxisrelevante Forschung vergeben worden ist.
„Aber der Sommer zeigt uns auch ein anderes Gesicht: mit extremer Trockenheit und Hitze im Wechsel mit Starkregen, Hagel und Stürmen“, führte Kreisz in seiner Laudatio auf dem Brauertag weiter aus. Extreme Wetterbedingungen würden immer stärker und immer häufiger und träfen besonders die Landwirtschaft in Form schwankender Ernteergebnisse. Diese Schwankungen bei Quantität und Qualität haben mit Blick auf den Rohstoff Braugerste dann auch direkte Auswirkungen auf die Verarbeitung in Mälzerei und Brauerei. Jede neue Ernte bringt neue Verarbeitungseigenschaften, die dann durch Anpassungen im Mälzungs- und Brauprozess so gut wie möglich ausgeglichen werden müssen.
Preisträger Dr. Stefan Hör (links), Prof. Martina Gastl, Leiterin BLQ und der Wifö-Beiratsvorsitzende Dr. Stefan Kreisz (rechts).
Genau dieser Fragestellung ist der diesjähriger Träger des Henrich-Funke-Pschorr-Forschungspreises, Dr. Stefan Hör, nachgegangen. Titel seiner Promotionsarbeit: „Auswirkungen von Hitze und Trockenheit während des Pflanzenwachstums auf verarbeitungsrelevante Stärkeeigenschaften von Braugerste im Kontext der Herausforderungen des Klimawandels für die Brauindustrie“.
Forschung und Entwicklung sind unverzichtbar für die gesamte Wertschöpfungskette. Wissenschaftler liefern immer wieder neue Erkenntnisse und Ideen für züchterische und technologische Lösungsansätze, die dazu beitragen, die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern. So ist bereits seit einigen Jahren bekannt, dass sich insbesondere in sehr heißen und trockenen Jahren die Struktur der Stärke in den Gerstenkörnern stark verändert und dies zu Problemen im Mälzungs- und Brauprozess führt. Die Stärkequalität ist ein wesentliches Kriterium für die Verarbeitbarkeit des Rohstoffes Braugerste. Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Braugerstenstärke wirken sich auf den Verzuckerungsprozess bei der Herstellung von Getränken auf Getreidebasis aus. Im Wesentlichen wird die Stärkestruktur von der Genetik einer Gerstensorte vorgegeben; sie wird aber auch stark von den Umweltbedingungen, unter denen die Gerste aufwächst, beeinflusst.
Um auch zukünftig Braugerste mit guten Stärkequalitäten produzieren zu können, untersuchte Stefan Hör die Zusammenhänge zwischen Genetik und Umweltbedingungen – insbesondere Trockenstress – für verschiedene Braugerstensorten im Hinblick auf die Stärkequalität und ihre Verarbeitbarkeit. Hierfür wurden sowohl systematische Gewächshausanbauversuche, Feldversuche wie auch Mälzungsversuche durchgeführt. Dabei konnten einzelne Genotypen identifiziert werden, die als Zuchtmaterial für trocken- bzw. hitzestressresistente Zukunftssorten genutzt werden können. Mit den gewonnenen Erkenntnissen konnte ein Grundstein für eine züchtungsbeschleunigende Genmarker-Entwicklung solcher Zukunftssorten gelegt werden. Darüber hinaus konnte anhand der Feldversuche gezeigt werden, welche Witterungsbedingungen zu welcher Wachstumsphase der Gerste welche Qualitätsparameter beeinflussen, woraus Handlungsempfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis wie Standortwahl und Aussaatzeitpunkt abgeleitet werden können.
Auch wenn auf dem Weg zu klimaresilienten Sorten noch weitere Entwicklungsarbeit erforderlich ist, so stelle die Arbeit von Stefan Hör hierfür einen wichtigen Grundstein dar, der aus Sicht des Wifö-Beirates besonders preiswürdig für den diesjährigen Henrich-Funke-Pschorr-Preis ist, erklärte Dr. Stefan Kreisz in seiner Laudatio.
Die ausgezeichnete Forschungsarbeit wurde am Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität (BLQ) an der TU München im Rahmen des Projektverbundes „BayKlimaFit 2.0“ durchgeführt und durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.
Der Abschlussbericht ist hier abrufbar.
Die Verleihung des Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreises erfolgt im zweijährigen Turnus im Rahmen des Deutschen Brauertages. Benannt ist die Stiftung, die bereits 1901 gegründet wurde, nach drei Brauer-Persönlichkeiten: Karl Friedrich Henrich, Rudolf Funke und August Pschorr, alle drei verdiente Präsidenten des Deutschen Brauer-Bundes. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Brauwissenschaftlerinnen und Brauwissenschaftler auszuzeichnen, deren Arbeiten sich als besonders wertvoll für die Praxis erwiesen haben. Weitere Informationen zum Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreis und den bisher ausgezeichneten Preisträgern sind auf der Internetseite der Wissenschaftsförderung zu finden: www.wifoe.org.
Quelle: Deutscher Brauer-Bund e.V.
Bildquelle: DBB / CHLietzmann