Getränkefachgroßhandel findet teilweise zurück in die Erfolgsspur

Nach den Ergebnissen einer Konjunkturumfrage des GFGH-Bundesverbandes bei rund 25 Prozent seiner ca. 600 Mitgliedsberiebe stiegen die Umsätze im Jahr 2012 um 3,32 Prozent (2011: plus 3,95 Prozent) auf 19,27 Mrd. Euro (2011: 18,56 Mrd. Euro). Die Gewinne stiegen durchschnittlich um 2,20 Prozent (2011: 2,04 Prozent). Allerdings weist der Geschäftsführende Vorstand Günther Guder angesichts der gemeldeten Ergebnisse mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass „wir nach wie vor sehr unterschiedliche Firmenentwicklungen verzeichnen. Ein knappes Drittel weist kein zufriedenstellendes Ergebnis aus.“

Ebenso deutlich appelliert der Verband an die Marktpartner in Handel und Industrie, die Zusammenarbeit mit dem GFGH zu stärken: „Der Getränkefachgroßhandel und seine Getränkefachmärkte verstehen sich als Horte der Marken, die auch zur Wertschöpfung bei den Marktpartnern beitragen. Und sie sichern die Qualitätskette bei Getränken, insbesondere für Fassbier in der Gastronomie.“ Mit dieser Botschaft wenden sich der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels und seine Mitglieder gegen die weiter zunehmenden, preisaggressiven Promotions der Top-Biermarken im Lebensmittel-Einzelhandel und bei den Discountern sowie gegen die mögliche Aufweichung der Vertriebswege in der Gastronomie.

Die Erwartungen der im Bundesverband organisierten Betriebe sind dagegen gedämpfter als noch vor Jahresfrist. Erwarteten vor einem Jahr noch 36,89 Prozent der Unternehmer höhere Umsätze als im Vorjahr, so sind es in diesem Jahr noch 14 Prozent. Auch die Erwartung auf steigende Gewinne für das erste Halbjahr sank von 31,43 Prozent auf 16,4 Prozent. Etwa 43 Prozent der Betriebe rechnen aber immerhin mit gleichbleibenden Umsätzen und Gewinnen. Trotz der von der GfK Gesellschaft für Konsumforschung testierten, anhaltenden Kauflaune der Verbraucher scheinen die Unsicherheiten der Finanzmärkte und die für die Branche schwierigen politischen Rahmenbedingungen den Optimismus zu bremsen.

Getränkefachmärkte im Preissturm des LEH und der Discounter
Eher kontraproduktiv für die Markenpflege und die Wertschöpfung sei der anhaltend rasante Anstieg der Promotionsanteile großer nationaler Biermarken, mahnt Günther Guder zum Umdenken im Handel und bei den Brauereien. Von 2003 bis 2012 stieg der Anteil von Promotions laut GfK von 26,8 auf 71,5 Prozent, und die Preisdifferenz wuchs durchschnittlich von rund 80 Cent auf über zwei Euro zwischen Normalpreis und Promotionsauslobung. Dabei laute ein Fazit der GfK, dass Umsatzwachstum bei sich schnell drehenden Konsumgütern (FMCG fast moving consumer goods) von der Wertkomponente geprägt werde, also am sichersten stattfinde über die tatsächliche Anhebung der Preise und die Verlageung der Nachfrage auf höherwertige Produkte und Marken. Die Voraussetzungen seien insofern günstig, als die Konsumenten wieder mehr Wert legten auf Qualität und regionale Produkte.

Dieser anhaltende „Preissturm“ wirkte sich auf die Umsatzentwicklungen der rund 7.000 eigenen Getränkefachmärkte des GFGH aus, die im Durchschnitt mit 0,18 Prozent Plus auf Vorjahresniveau blieben. „Auch hier stellen wir ein deutliches übergewicht der erfolgreicheren, kooperierenden oder filialisierten GFM fest, die unter einem Dach Marketing, Beschaffung und Logistik koordinieren“, betont Guder das gleiche Phänomen von Firmenkonjunkturen wie bei den Großhandelsbetrieben. Positiv äußern sich die Unternehmen dagegen in Bezug auf die Erwartungen der Getränkefachmärkte für das erste Halbjahr 2013, die nochmals deutlich positiver ausfallen als im vergangenen Jahr: 42,16 (Vorjahr: 25,35) Prozent erwarten mehr und 47,06 (Vorjahr: 46,48) Prozent gleichbleibende Umsätze, und lediglich 10,78 (Vorjahr: 28,17) Prozent sind pessimistisch.

Steigende Investitionsbereitschaft in Personal und Marketing
Der Bundesverband führt diese Einschätzung auf die anhaltenden Aktivitäten und Investitionen in die Getränkefachmärkte zurück, die den Einkauf für den Konsumenten dank Erlebniswelten, fachkundigem Personal, großer Sortimentsvielfalt und regionaler Spezialitäten auch gegen den preisaggressiven Lebensmitteleinzelhandel und Discounter attraktiv machen. Wie die neuen Erlebniswelten gut geführter und sortierter Getränkefachmarkte und auch qualitätsorientierter Getränkeabteilungen im LEH die Kunden empfangen, machten auch die Sieger im Wettbewerb „Deutschlands beste Getränkehändler“ deutlich, die Ende Februar im Rahmen der Delegiertenversammlung des Bundesverbandes in Düsseldorf geehrt wurden.

Besonders bei den erfolgreichen GFGH und GFM tragen die Bestrebungen Früchte, regionale Spezialitäten und zunehmend auch Edelbiere ins Sortiment zu nehmen. „Dieser Trend macht immer mehr Konsumenten Durst und Spaß und nutzt sowohl den Brauereien als auch unseren Betrieben für eine höhere Wertschöpfung“, begrüßt Guder diese Entwicklung, für die der Verband schon lange auch auf gemeinsamen Bier-Workshops mit der Bier-Sommelière Sylvia Kopp wirbt. Ebenso positiv wirkt sich das Engagement von immer mehr GFGH-Unternehmen auf dem Gebiet der Social Medien aus.

Ausweis der Marketing-Engagements der Getränkefachmärkte ist auch, dass die hohe Investitionsbereitschaft in die GFM sogar noch wächst: 18,48 (Vorjahr: 14,75) Prozent wollen mehr in ihre Verkaufsstätten investieren. Insgesamt sollen die Investitionen um 14,41 (Vorjahr: 12,44) Prozent steigen. Ebenso verstärkt sich die Bereitschaft, noch mehr in qualifiziertes Fachpersonal zu investieren. Insgesamt wollen die Getränkefachgroßhändler in ihren Unternehmen und GFM 9,52 (Vorjahr: 4,83) Prozent mehr Mitarbeiter einstellen. Auch die Investitionsbereitschaft in die Betriebe wächst: 24,03 (Vorjahr: 18,18) Prozent der Unternehmen wollen durchschnittlich 37,87 (Vorjahr: 14,71) Prozent mehr investieren.

Verband kämpft um erträgliche Rahmenbedingungen
Auf den politischen Feldern Kennzeichnungsverordnung für Einweg, des in NRW verabschiedeten rigiden Nichtraucherschutzgesetzes, der geplanten Feldtests der Hygiene-Ampel in der Duisburger und Bielefelder Gastronomie, der Regelungen des „Verkaufs unter Einstandspreis“ sowie der anhaltenden Maut-Ausweitungs- und Erhöhungsbestrebungen „ist der Bundesverband laufend in politischen Kontakten und Gesprächen, zum Teil gemeinsam in der Allianz für Mehrweg und im Schulterschluss mit der Deutschen Umwelthilfe“, berichtete Guder über die Interessenvertretung in Berlin und auch in Brüssel, wo Guder Mitte Mai 2013 auch als Präsident die Generalversammlung der CEGROBB leitet.

Von der Industrie fordert Guder mehr Zusammenarbeit und Sensibilität für die Belange des GFGH, dessen mannigfaltige Dienstleistungen erst den Weg zum Konsumenten im Geschäft oder in der Gastronomie bereiten. Eine repräsentative Umfrage unter den Mitgliedern des Bundesverbandes habe erhebliche Probleme an den Rampen einiger Brauereien und Mineralbrunnen aufgezeigt. „über die berichtete Terminuntreue bei der Anlieferung und Verladung sowie oft sogar nicht verfügbarer Ware werden wir mit den beteiligten Herstellern möglichst kurzfristig ins Gespräch kommen“, versprach Guder den Mitgliedern auf den Frühjahrs-Regionalversammlungen. Auf der anderen Seite empfiehlt der Bundesverband seinen Mitgliedern, zu kooperieren, mit einem Dienstleister die Logistik durchzuführen, über die Verlagerung in die Nachtstunden oder über Anlieferung und Abholung an Samstagen nachzudenken und vor allem in bilateralen Vereinbarungen Standards festzulegen über Ausgleichszahlungen für Verzögerungen oder nicht verfügbare Ware.

Das Thema der vergüteten Leergutsortierung angesichts wachsender Individualgebinde und entsprechender Durchmischung wird der Verband weiter nachdrücklich angehen. „Wir werden zuerst unsere eigenen Hausaufgaben machen und daraus Empfehlungen für eine Vereinheitlichung geben unter der Prämisse ‚ohne Vergütung keine Sortierung‘, auf deren Basis unsere Mitglieder dann einzelne Vereinbarungen anstreben können“, erläutert Guder.

GFGH sichert Qualitätskette bei Fassbier
Auf der Tagesordnung der Zusammenarbeit mit den Brauereien stehen die Vertriebswege für Fassbier ab 30 Liter angesichts der ab Dezember 2014 geltenden EU-Lebensmittelinformationsverordnung. Grundsätzlich sehe diese eine Deklaration des MHD auch in den begleitenden Lieferpapieren zwischen Lebensmittelunternehmen vor. „Vor dem Hintergrund unserer umfangreichen Dienstleistungen im Rahmen des Fassbiervertriebs an die Gastronomie und der Gewährleistungen fachkundiger Qualitätsbetreuung in der Lieferkette erwarten wir von den Brauereien ein Bekenntnis zu den bewährten selektiven Vertriebsverträgen mit unseren Mitgliedsunternehmen“, betont Guder.

Keine große Rolle mehr spielen offensichtlich die Unsicherheiten auf dem europäischen Finanzmarkt: Rund 70 Prozent der Unternehmer konstatieren keine Veränderungen im Kredit-Vergabeverhalten der Banken. 32,69 Prozent der Betriebe melden zwar, dass die Banken mehr Sicherheiten verlangen, aber ebenso viele Unternehmen signalisieren sogar günstigere Kredite.

Kein ruhigeres Fahrwasser in Sicht
Während sich immer mehr Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes marktadäquat ausrichten und die Zeichen der Zeit erkennen hin zu Kooperationen, Qualität der Mitarbeiter und Sortimentspflege bei Spezialitäten und regionalen Marken, werden die Untiefen für die Branche nicht weniger aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Jüngste Beispiele sind die Insolvenz der Getränke-Ring eG und aktuell der GEV (Großeinkaufsverband des Wein- und Spirituosenhandels). Trotz zum Teil erheblicher Nachlässe seitens wichiger Industriepartner, kann allein der Schaden, der durch Doppelzahlungen bei der Insolvenz der Getränke-Ring eG entstanden ist, mit rund 25 Mio. Euro beziffert werden. Auch bei der Insolvenz der GEV müsse befürchtet werden, dass wiederum Doppelzahlungen entstehen, wenn wohl auch nicht im gleichen Umfang. Der Gesamtschaden beider Insolvenzen für die Branche kann derzeit noch nicht genau beziffert werden. Vehement widerspricht Guder aber Thesen, nach denen Verbundgruppen oder Kooperationen kein marktgerechtes Modell mehr seien. Eine „Win-Win“-Situation bleibe nach wie vor bestehen. Es komme weiterhin darauf an, sich offen über das jeweilige finanzielle Standing auszutauschen. Hierzu sind nach Kenntnis des Verbandes bereits viele Gespräche geführt worden.

Insgesamt sieht Günther Guder den deutschen Getränkefachgroßhandel gut aufgestellt im Vergleich zu manchen anderen europäischen Ländern. Rund 80 Prozent aller Biere, 40 Prozent bei Mineralwasser und Erfrischungsgetränken und zehn Prozent fruchthaltiger Getränke managen die Unternehmen. „über die Einschaltung der Wirtschaftlichen Kooperationen ist es selbst kleineren Betrieben des Getränkefachgroßhandels möglich, die gesamte logistische Kette zwischen Hersteller und Verkaufsstätte elektronisch abzubilden“, sagt Guder. Die Professionalität in der Arbeit des GFGH und damit die Chance dauerhaft am Markt erfolgreich zu bestehen, nehme weiter zu, obwohl es immer noch etliche Unternehmen gebe, die sich in wichtigen Bereichen Schwächen leisten.

Quelle: Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels / www.bv-gfgh.de

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